Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Ein zentrales Element der Filmsprache, den Schnitt, als selbstreflexive Ebene mit sich tragend, montiert der Film zahlreiche Bilder von Schnitten hintereinander, Schnitten in den Körper, Schnitten am Körper. Es ist eine Herausforderung an den Zuschauer und dessen eigenes Schmerzempfinden. Zuerst erschließt sich kein genaueres Ordnungsprinzip. Die Zusammenstellung der Bilder scheint beliebig. Nach und nach fühlt man sich als Zuschauer jedoch herausgefordert, wie bei einem Memory-Spiel bestimmte Bildergruppen zusammenzufügen. Der Zuschauer fragt sich, welche Bilder schon vorkamen, wie viele Bilder zusammen einen Bedeutungszusammenhang ergeben. Denn die einzelnen Bilder für sich haben zwar eine Wirkung auf den Zuschauer, doch kommt ihnen selten eine eigene Bedeutung zu. Dies verweist auf die Filmsprache, wenn man wie Sergej Eisenstein der Auffassung ist, dass Bedeutung im Film in erster Linie durch die Montage zweier Bilder entsteht. Für einen Experimentalfilm ist das nicht unbedingt originell. Zumal die Montage einfach gehalten ist, immer mit einem harten Schnitt gearbeitet wird. Doch weist der Film entschieden und auf seine Art radikal auf etwas hin, was seit Luis Buñuels "Ein andalusischer Hund" evident ist: dass der filmische Schnitt und der Schnitt in den menschlichen Körper etwas Essentielles über das Medium Film als kulturelle Praxis zum Ausdruck bringen.