Crimson Peak
FBW-Pressetext
Als sich die junge Edith Cushing Hals über Kopf in den englischen verarmten Baron Thomas Sharpe verliebt, ist ihr Vater alles andere als begeistert. Zu sehr misstraut er dem jungen geheimnisvollen Mann und seiner Schwester Lucille, die Thomas auf Schritt und Tritt begleitet. Doch Edith hört nicht auf die Warnungen des Vaters, heiratet Thomas und zieht mit ihm und Lucille auf deren heruntergekommenes und einsam gelegenes Anwesen in Nordengland, Allerdale Hall. Dort arbeitet Thomas Tag und Nacht an einer bahnbrechenden Erfindung, während Lucille stets auf Distanz bleibt und Edith argwöhnisch zu beobachten scheint. Die junge Frau fühlt sich bald einsam und verlassen in dem kalten Haus, in dem die Geister der Vergangenheit immer noch zu verharren scheinen. Eines Nachts hört Edith eine Stimme, die ihr sagt, sie müsse weggehen. Denn die Mauern von Allerdale Hall verbergen ein grausames Geheimnis, das für Edith bald zur tödlichen Bedrohung wird. Meisterregisseur Guillermo del Toro gelingt mit CRIMSON PEAK ein kunstvoller Balanceakt zwischen den verschiedenen Spielarten des Horrorgenres. Von romantischem Gothic-Grusel über geschickt inszenierte Schockmomente bis hin zu blutigen kleinen „Überraschungen“ ist in diesem Film alles enthalten. Die Geschichte ist bis ins Detail dramaturgisch durchdacht und entwirft geschickt einen Spannungsbogen, der den Zuschauer fesselt und bei der Stange hält. Ganz dem Stil des Regisseurs entsprechend ist auch die Welt von CRIMSON PEAK eine Welt der Farben, Formen und Fantasie. Die Geister sind sphärische und doch auch plastische Wesen zwischen Tod und Leben, die das Anwesen bevölkern und ihm zusammen mit einer exquisiten Farbdramaturgie seine einzigartige Atmosphäre verleihen. Kostüme und Maske, die Lichtsetzung, der Score von Fernando Velazquez und die fantastische Kamera von Dan Laustsen – all diese Elemente sind stimmungsvoll umgesetzt. Als unheilvolles Figurendreieck überzeugen Mia Wasikowska, Jessica Chastain und Tom Hiddleston. Glaubwürdig spielen sie drei Menschen, vereint durch ein düsteres Schicksal und gefangen in einem geheimnisumwitterten Anwesen, aus dem es kein Entkommen gibt. Mit CRIMSON PEAK gelingt Guillermo del Toro ein kunstvoll inspirierter Film und gleichzeitig eine formidable Verbeugung vor den Klassikern des Genres. Betörend romantisch und schaurig schön.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Mystery; Horror |
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Regie: | Guillermo del Toro |
Darsteller: | Tom Hiddleston; Charlie Hunnam; Jessica Chastain; Mia Wasikowska; Burn Gorman; Doug Jones; Javier Botet; Jim Beaver |
Drehbuch: | Guillermo del Toro; Matthew Robbins; Lucinda Coxon |
Kamera: | Dan Laustsen |
Schnitt: | Bernat Vilaplana |
Musik: | Fernando Velázquez |
Länge: | 119 Minuten |
Kinostart: | 15.10.2015 |
Verleih: | Universal |
Produktion: | Legendary Entertainment |
FSK: | 16 |
Jury-Begründung
Mit CRIMSON PEAK erzählt Guillermo del Toro seine eigene Gothic Love Story. Um die Jahrhundertwende begegnet die junge Autorin Edith Cushing im ländlichen England dem um Geld für seine neueste Maschine werbenden Sir Thomas Sharpe – einem charmanten wie geheimnisumwitterten Gentleman, der in Begleitung seiner Schwester Lucille reist. Edith verliebt sich in ihn und lässt ihren Verehrer, den lokalen Arzt, abblitzen. Doch ihr Vater stemmt sich gegen die Beziehung, wenig später ist er tot. Edith heiratet Thomas und zieht mit ihm auf seinen Landsitz. Doch hier begegnen Edith immer wieder Geister und immer mehr wird ihr klar, dass das Schloss ein düsteres Geheimnis trägt. Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten.Del Toro nennt Robert Wises THE HAUNTING – BIS DAS BLUT GEFRIERT und Jack Claytons THE INNOCENTS – SCHLOSS DES SCHRECKENS sowie Hitchcock und Kubrick als filmhistorische Vorbilder für seine Geistergeschichte, in der er die Regeln vieler Gothic-Romanzen zu variieren versucht. Dies gelingt ihm in Teilen wirklich gut, doch leider kann er sich, nach Ansicht der Jury, nicht entscheiden, in welche Richtung der Film sich entwickeln soll. Zugeständnisse an die Fans von Splatter- und Horrorfilmen wirken oftmals in den Augen der Jury unpassend und reißen aus der faszinierenden Geschichte heraus, bei der die Geister zum einen schön inszeniert und zum anderen eine ungewöhnlich vielfältige Bedeutung innehaben. Dagegen sind es die hervorragende Kameraführung, detailreiche Ausstattung und insbesondere der spektakuläre Farbeinsatz, die diesen Film zu einem kunstvoll inszenierten visuellen Ereignis machen. Die rote Farbe der Ton-Erde färbt den Schnee in blutigem Rot, Außen- und Innenwelten scheinen zu verschwimmen. Rot und Grün sowie Schwarz und Weiß werden in den Kontext der anfangs angedeuteten Farbblindheit gesetzt und das Helldunkel verstärkt die Gothic-Ästhetik gekonnt. Die Kostümierung von Sir Thomas und Lucille wirkt dagegen auf die Jury ein wenig aufgesetzt.
Eine gelungene Metaebene ist die der Schriftstellerin Edith, die sich in der männerdominierten Welt durchsetzen muss und deren vom Vater geschenktes „Werkzeug“ zum Ende hin eine doppelte Bedeutung erlangt. Ohnehin sind es die Frauenfiguren, die in CRIMSON PEAK hervorstechen (brillant: Jessica Chastain als böse Schwägerin), während die Leistungen der männlichen Hauptfiguren nach Ansicht der Jury der Geschichte wie der aufwändigen Inszenierung nicht immer gerecht werden. Insgesamt handelt es sich bei CRIMSON PEAK aber dennoch um einen wirklich sehenswerten Genremix mit innovativen Ideen.