Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Einen Filmemacher mit einem ganz eigenen, neuen Blick auf die Dinge findet man selten. Ulu Braun ist solch ein Filmemacher. Mit seinen Hybridfilmen ist es ihm gelungen, die Grenzen zwischen Realfilm und Animation, inszeniertem und dokumentarischem Material aufzuheben. Er macht Experimentalfilme, zu denen ein unmittelbarer Zugang möglich ist. Ein Grund dafür ist sein Humor. In BURKINA BRANDENBURG KOMPLEX lässt er in Afrika archäologische Artefakte ausgraben. Doch diese gehören nicht alten afrikanischen Kulturen an, sondern sind Reste der in dieser Fiktion vergangenen, westlichen Kultur des 21. Jahrhunderts. Dieser surreale Ansatz gibt Ulu Braun die Möglichkeit, von solch diversen und aktuellen Themen wie dem post-kolonialistischem Blick, der Globalisierung oder der Erderwärmung zu erzählen. So wie man im Westen auf Afrika schaut, wird hier auf unsere Zivilisation gesehen, und das führt zu absurden Missverständnissen. So werden hier die herrschenden Stereotypen über Afrika dekonstruiert. Ulu Braun nutzt mit viel Erfindungsreichtum verschiedene Filmtechniken wie Stop-Motion, Animation und Realfilm, und man merkt seinem Film die Spielfreude an, mit der er die einzelnen Sequenzen zusammengebastelt hat. So ist es ihm gelungen, eine radikal persönliche Filmsprache zu entwickeln. Inhaltlich überzeugt BURKINA BRANDENBURG KOMPLEX, weil hier aus einer konsequent subjektiven Perspektive große gesellschaftliche Fragen behandelt werden. Und auch stilistisch stellt er erneut seine höchstoriginelle künstlerische Vision unter Beweis.