Bridge of Spies - Der Unterhändler

Kinostart: 26.11.15
2015
Filmplakat: Bridge of Spies - Der Unterhändler

FBW-Pressetext

James Donovan ist ein Mann mit Prinzipien. Redlich, unbeugsam, geradeheraus. Und er ist ein erfolgreicher Jurist. Als seine Kanzlei ihm den Auftrag erteilt, den gefangenen russischen KGB-Geheimagenten Abel vor Gericht zu verteidigen, ahnt Donovan schon, dass hier Schwierigkeiten auf ihn warten. Und in der Tat: Nicht nur wird Donovan von vielen in seinem Umfeld als Verräter angesehen, weil er einen Russen verteidigt. Auch der CIA tritt an ihn heran und bittet Donovan, in Deutschland einen Austausch vorzunehmen. Denn die UdSSR hält einen amerikanischen Spionagepiloten fest. Bald schon gerät Donovan in die Mühlen, Intrigen und Komplikationen des Kalten Krieges. Der neue Film von Steven Spielberg ist ein packender und ergreifender Spionage-Thriller, dessen Geschichte eintaucht in die Auseinandersetzungen des Kalten Krieges Ende der 1950er Jahre. Geheimdienste, Agenten, Verschwörungen, politisches Kalkül und Taktieren – das sind die Zutaten, die man aus dem Genre kennt. Doch Spielberg und seine Autoren Matt Charman und Joel und Ethan Coen schaffen es, die Individuen hinter den globalen Prozessen sichtbar zu machen. Tom Hanks als James Donovan steht für all die kleinen Rädchen im großen Getriebe der Macht. Menschen, die nicht nur einen Job erledigen, sondern das Richtige tun wollen. Hanks ist als Donovan eine moralische Figureninstanz und grundsympathisch. Der Zuschauer folgt und fiebert mit ihm mit. Doch auch die Figur des russischen Agenten Abel – glaubhaft und charismatisch verkörpert von Mark Rylance – ist positiv gezeichnet. Spielberg verzichtet auf eine stereotype Sicht auf Dinge und Positionen, unterstreicht aber die Tragweite der wichtigen Handlungsmomente durch große Gesten deutlich. Dazu passen auch der epische Score von Thomas Newman und die atmosphärisch aufgeladenen Bilder des Kameramanns Janusz Kaminski. Bis zum letzten dramaturgischen Höhepunkt, dem Austausch der Agenten auf der Glienicker Brücke, hält BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER seine Spannung. Ausstattung, Kostüm und Maske sind perfekt in ihrer detailreichen Genauigkeit. Der Film versetzt den Zuschauer nicht in die Rolle eines bloßen Betrachters, sondern lässt ihn Historie hautnah miterleben. Ein spannender, mitreißender und klug erzählter Agententhriller, der bis zur letzten Minute fesselt.

Filminfos

Gattung:Thriller; Spielfilm
Regie:Steven Spielberg
Darsteller:Tom Hanks; Amy Ryan; Mark Rylance; Scott Shepherd; Alan Alda; Austin Stowell; Billy Magnussen; Sebastian Koch; Eve Hewson; Peter McRobbie; Domenick Lombardozzi; Michael Gaston; Burghart Klaußner; Mike Houston; Merab Ninidze; Nadja Bobyleva; Victor Schefé
Drehbuch:Joel Coen; Ethan Coen; Matt Charman
Kamera:Janusz Kaminski
Schnitt:Michael Kahn
Musik:Thomas Newman
Weblinks:filmsortiment.de;
Länge:142 Minuten
Kinostart:26.11.2015
Verleih:Fox
Produktion: Amblin Entertainment, DreamWorks SKG; Fox 2000 Pictures; Marc Platt Productions; Participant Media; Reliance Entertainment; Studio Babelsberg (co-production); TSG Entertainment;
FSK:12
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA; MBB; DFFF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dass Steven Spielberg und Tom Hanks prächtig miteinander harmonieren, haben die beiden schon in mehreren Filmen wie CATCH ME IF YOU CAN und TERMINAL unter Beweis gestellt. Nun folgt mit BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER eine weitere Zusammenarbeit, zu der sich noch zwei weitere Hollywoodgrößen hinzugesellen. Das Drehbuch zu diesem auf einer wahren Begebenheit basierenden Film stammt von Joel und Ethan Coen, deren unverkennbare Handschrift hier deutlich zu spüren ist.

Der Protagonist James B. Donovan ist eine Paraderolle für Tom Hanks. Der Anwalt, der eigentlich auf Versicherungsfälle spezialisiert ist, kommt eher zufällig in die Rolle des Verteidigers des Sowjet-Spions Rudolf Abel (Mark Rylance glänzt in dieser Rolle und bildet so ein starkes Gegengewicht zu Hanks’ Präsenz), macht sich dann aber die Aufgabe zu eigen, weil er entgegen aller Widerstände der Öffentlichkeit der Meinung ist, dass auch ein „Verräter“ das Anrecht auf eine gute Verteidigung hat. Außerdem ist Donovan einer der wenigen Menschen in jener Zeit, dem es gelingt, die Augen auch über den eigenen patriotischen Tellerrand hinaus schweifen zu lassen: Abels Einsatz für dessen Vaterland Russland nötigt ihm Respekt ab, weil hier jemand einen gefährlichen Dienst für die Heimat leistet - in ähnlicher Weise, wie dies der abgeschossene US-Pilot Gary Powers tat, gegen den Abel nun ausgetauscht werden soll.

Überhaupt gelingt Spielberg ganz beiläufig ein politisches Statement, das trotz des lange zurückliegenden Endes des Kalten Krieges seine Wirkung bis in die heutige Zeit nicht verfehlt: Dem überzogenen Patriotismus vieler US-Amerikaner setzt er eine liberale, tolerante und weltoffene Form der Vaterlandsliebe entgegen, die selbst den Gegner respektiert.

Dass der Film allem Ernst und der gewaltigen Laufzeit von mehr als zwei Stunden zum Trotz spannend und unterhaltsam bleibt, liegt an verschiedenen Faktoren: Zum einen versteht es das Skript immer wieder, Momente der Entspannung, Ruhe und manchmal sogar fast der Heiterkeit einzubauen - und bisweilen wagt sich Spielberg sogar fast in den Bereich der Satire vor, wenn etwa drei Schmierenkomödianten Donovan in Ost-Berlin vorspielen wollen, sie seien Abels Verwandte und Freunde. Zum anderen lässt der Regisseur seinen Darstellern viel Raum zu Entfaltung, wovon vor allem Tom Hanks und Mark Rylance profitieren. Und zuletzt hat der Film das Budget und Spielberg als Regisseur die Fähigkeiten, die Orte der Vergangenheit mit Leben und Glaubwürdigkeit zu erfüllen. Dabei stören auch kleinere Ausrutscher in Sachen Überemotionalisierung (beispielsweise durch die stets präsente Musik) kaum.

Spielberg gelingt es in seinem Film auf überzeugende Weise, sowohl den Zeitgeist des Kalten Krieges wie auch den Look jener Zeit spürbar zu machen. Auf diese Weise entsteht das detailgetreue und liebevolle Bild einer Zeit, deren politische Grabenkämpfe bei genauerer Betrachtung gar nicht so weit von den Konflikten unserer Tage entfernt sind.