Berlin Recyclers

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

BERLIN RECYCLERS lädt ein zu einem fröhlichen musikalischen Spaziergang durch Berlin: Zu Techno- und Drehorgelklängen erkunden wir eine Stadt voller Graffiti und absurder Kreaturen, geformt und digital animiert aus aufgefundenen Schrott- und Plastikteilen, deren ratternde Körperteile mit der Klangkulisse von Berlin interagieren und ganz experimentell auf die kulturellen, sozialen und urbanen Strukturen der Stadt verweisen.

Nikki Schuster zeigt uns nicht das Brandenburger Tor, den Fernsehturm oder andere Sehenswürdigkeiten. Ihr Berlin besteht aus Mauernischen, Pflastersteinen, Stromkästen, Baucontainern und Graffiti. Sie werden bevölkert von kleinen Monstern und anderen phantasievollen Gebilden, die die Filmemacherin aus achtlos weggeworfenen Gegenständen geformt hat: Schuhsohlen, Metallteilchen, Deckel von Spraydosen oder Einweg-Zahnreiniger werden zu Bauteilen neuen Lebens, das computeranimiert in den Nischen der Zivilisation erwächst. Mit jeder Bewegung erzeugen die Kreaturen ganz spezifische ratternde und knatternde Töne, die sich mit Geräuschen aus dem urbanen Umfeld mischen: Technobeats und Drehorgelklänge, Baulärm und Demonstrationsslogans bilden die Partitur, zu der die Figuren ihre Tänze vollführen.

BERLIN RECYCLERS ist ein Film, der Spaß macht und immer wieder überrascht. Ton- und Bildebene sind gleichermaßen interessant und rhythmisch-animatorisch auf faszinierende Weise miteinander verzahnt. Sie zeugen von großer Sammelleidenschaft und akribischer Vorbereitung, von überbordender Phantasie und hoher Animationskunst. So entsteht aus den einzelnen Bauteilen der visuelle und akustische Plan einer Stadt, die man gern noch länger durchstreifen und entdecken möchte.