Berlin Exile

FBW-Pressetext

Im Frühjahr 2008 rückte die Tibet-Problematik mit neuer Brisanz in das Blickfeld der Öffentlichkeit: die chinesische Regierung reagierte mit offener Gewalt auf die Proteste und das Streben der Tibeter nach Unabhängigkeit. In dieser politisch-brisanten Situation begleitet Regisseurin Susanne Krauß eine Handvoll Exil-Tibeter in Berlin, beobachtet das Leben in der Gemeinde, die politischen Demonstrationen bis hin zum Höhepunkt – dem Besuch des Dalai Lama. Eindringlich berichten diese interessant ausgewählten Protagonisten von ihren Erfahrungen im eigenen Land und den Gründen ihrer Flucht, sodass dieser gelungene Dokumentarfilm auf einfache, aber effektive Weise ein deutliches Bild der Unterdrückung zeichnet sowie einen Einblick in den Alltag im Exil ermöglicht. Ein engagiertes Statement und nebenbei auch ein spannender Blick auf Deutschland!
Prädikat wertvoll

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Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Susanne Krauß
Drehbuch:Susanne Krauß
Kamera:Susanne Krauß
Schnitt:Susanne Krauß
Musik:Johannes Peters
Webseite:susannekrauss.de;
Länge:65 Minuten
Produktion: Susanne Krauß

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Susanne Krauß gelang mit ihrer Abschlussarbeit an der HFF Potsdam eine beachtliche und verdienstvolle Dokumentation über die kleine, aber sehr aktive Kolonie der Exil–Tibeter in Berlin. Aktiv in ihrem Bemühen, mit Aktionen in der Öffentlichkeit auf die Situation in ihrem von China besetzten Heimatland und die von dort zu vernehmenden Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen. Aktiv auch ihr Bemühen, im Exil ihre Sprache, Religion und Kultur zu pflegen und vor allem für ihre Kinder zu bewahren. Denn ihr Exil kann noch lange dauern, eine Rückkehr nach Tibet scheint für die meisten aussichtslos.

Der offensichtlich mit bescheidenen handwerklichen Mitteln entstandene Film – diese sind bei Mängeln in der Kamera-Arbeit und bei Farb- und Lichtbestimmung zu erkennen – besticht aber durch die gelungene Auswahl der Protagonisten. Diese haben sicher auch entscheidend dazu beigetragen, bei den Protestaktionen und beim Besuch des Dalai Lama gut eingebunden gewesen zu sein. Sehr interessant und vielseitig sind die Interviews mit ihnen, die einerseits einen guten und auch erschreckenden Einblick in ihre persönlichen Schicksale und auch in die ihrer Familien in Tibet geben, andererseits aber auch einen schönen Überblick über ihr Exilleben in Deutschland. Auffallend dabei ist ihr Bemühen um Integration und dem Erlernen der deutschen Sprache und auch der klare Blick auf das Leben und ihre eigene Position in der multikulturellen Metropole Berlin.

Die Dokumentation reißt das sehr komplexe Tibet-Thema an, ohne die historischen Abläufe zu beschreiben. Durch die Fokussierung und damit auch Beschränkung nur auf die Berliner Tibet-Exilanten nimmt der Film und damit seine Regisseurin eindeutig Stellung. Die eingeblendeten Fernsehberichterstattungen verstärken diese etwas einseitige Stellungnahme.

Die Jury lobte, dass die Filmemacherin sich eines wichtigen aktuellen Themas annimmt und vergab mit großer Mehrheit das Prädikat wertvoll.