Kurzbeschreibung

Die wahre Geschichte der B.: Hin und her gerissen zwischen einer lieblosen Beziehung mit K. und ihren Gefühlen für eine andere Frau, steuert die schüchterne B. auf eine Katastrophe zu. Viel zu lange hat sie ihre Sehnsüchte unterdrückt und eine Lüge gelebt. Doch ist es für B. wirklich zu spät ihrem Herzen zu folgen?
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Kai Stänicke
Drehbuch:Kai Stänicke
Kamera:Thomas Schneider
Schnitt:Susanne Ocklitz
Musik:Florian Tippe
Länge:15 Minuten
Verleih:Aug&Ohr Medien
Produktion: Kai Stänicke, Paul Ohmert; Roland Fischer;
Förderer:KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dieser Animationsfilm hebt sich formal durchaus von anderen filmischen Darstellungen zur Genderthematik ab, da ein eigener künstlerischer Zugang gefunden wurde. Kai Stänicke und sein Team führen den Zuschauer in eine Welt voller Barbies und Kens, aber keine rosarote, keine rosige, sondern eine voller Erwachsener. Schnell wird in diesem vierzehnminütigen Stop-Motion- Film deutlich, dass es unsere eigene Welt ist. Die schon lange als Spielfiguren bekannten B.s und K.s widerspiegeln und reflektieren menschliche Schicksale. Im Zentrum der Animation steht ein Coming-Out-Erlebnis. B. ist mit K. verheiratet, erträgt diese von der Gesellschaft als normal unterstützte Beziehung deprimiert, bis in ihre Träume hinein. Dann lernt sie eine geheimnisvolle Rothaarige kennen und spürt, dass sie etwas in sich entdeckt, das für sie neu und wunderbar ist.
Der Film gliedert sich mit einem Stilmix in drei Teile. Ein Stilmix, aber auch ein Bruch, der Befremden auslöste. Den größten Raum nimmt die Handlung um und mit B. ein, verwirrt partiell in ihrer Schnelligkeit und Aufeinanderfolge. Etwas weniger davon, beispielsweise in den Barszenen, hätte die zentrale Botschaft nicht verkürzt, sondern die Rezeption erleichtert und den durchaus spürbaren frischen Schwung sogar noch erhöht. Anerkennung verdienen unbedingt die Animation und Ausstattung des umfangreichen B.-und- K.-Ensembles wie auch die Kamera, die insbesondere die Augen und den Mund der Figuren eindrucksvoll erfasst. Rot wird zur Signalfarbe.
Dann wird die Barbiewelt schroff verlassen und eine junge Frau in einem realen Verkaufsraum mit der Kamera erfasst, die eine Rotweinflasche fallen lässt, als sie bei einem Blick auf das Regal und die anderen Anwesenden wie zuvor B. spürt, dass sie etwas in sich entdeckt hat. Der Film hätte dieses erklärenden Parts eigentlich nicht bedurft.
Letztendlich wird der Abspann mit ästhetisch ansprechenden Zeichnungen unterlegt, die zeigen, wie zwei junge Frauen mit ihren Kindern sich gefunden haben und ein glückliches Leben führen.
Ja, auch die Barbiewelt kann eine andere sein, als sie gewöhnlich erscheint. Vieles ist möglich, nicht zuletzt und gerade in den Beziehungen zueinander, zwischen B. und K., zwischen B. und B. oder K. und K. Was in der Animation gelingt oder misslingt, dies geschieht auch in der menschlichen Realität. Kai Stänicke sendet an heranwachsende und schon ganz erwachsene Zuschauer eine anspruchsvolle filmische Botschaft, die wertvoll ist.