Aus Liebe sterben
Jurybegründung
Die Schwierigkeit des Films liegt darin, dass Autor und Regisseur den angestrengten Verscuch unternommen haben, ein Thema, das in entscheidenden Momenten auf persönlicher Passion beruht, gleichzeitig in die Sphäre einer dezidierten Kritik französischer Rechtsverhältnisse zu tragen. Hier wird deutlich, dass die Regie ihr Vorhaben dramaturgisch ausgeweitet hat, mit der Konsequenz, dass sie Einzelmotive nicht mehr genau formuliert- Einzelmotive: das bedeutet in diesem Zusammenhang das Verhalten einiger Spielfiguren ( etwa der Mutter), das im Umriss blass bleibt, obwohl es wichtigen Anteil am breit ausgefächerten Geschehen hat. Dieses Geschehen selbst ist nun- die Tatsache, das Cayatte Rechtsanwalt ist, gibt von vornherein darauf entsprechenden Hinweis - mit sachlicher Präzision immer dann mitgeteilt, wenn der Regisseur sich mit den Rechtsverhältnissen in Frankreich beschäftigt. Hier enthält er sich jeder Emotion: er bezeichnet exakt mit jenem Maß an Charakteristik, das der Situation entspricht.Die Zweite, nicht unwesentliche Frage ist, wieweit wird die Passion zwischen der Lehrerin und dem Jungen glaubhaft. Sie wird glaubhaft,soweit es das Spiel von Annie Girardot und das ihres Partners, Bruno Pradal, betrifft. Sie erscheint konstuiert, wenn man von den Maßnahmen der Regie ausgeht, die die Momente der Leidenschaft etwas exaltiert und damit formelhaft bestimmt. Hier wird die Position der Sachlichkeit zugunsten eines problematischen Kinoeffekts verlassen, hier wird die Distanz des Beschreibens in dem Maße reduziert, dass sich so etwas wie Kolportage einschleicht. Im übrigen- und der Bewertungsauschuss berücksichtigt das- ist dies ein sehr ehrgeiziges Unternehmen. Bereits schon dadurch, dass Antriebe und Auffassungen der Mai-Revolution in Frankreich für eine Sache eingespannt werden, die privat sein könnte, aber auf diese Weise auch ideologische Aspekte zeigt. Wenn die Regie, die mit den beiden Hauptdarstellern vorzüglich ausgewählte Personen einsetzt, den ehrgeizigen Film mit weithin angemessenen Mitteln verwirklicht, dann ist - so scheint es dem Bewertungsausschuss - Das Prädikat " Wertvoll" die entsprechende Reaktion.
Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm |
---|---|
Regie: | André Cayatte |
Darsteller: | Annie Girardot; Bruno Pradal; Claude Cerval; Jean Bouise; Jean-Paul Moulinot; Yves Barsacq; Marie-Hélène Breillat |
Länge: | 110 Minuten |
Verleih: | Constantin Film Verleih GmbH |
Jury-Begründung
Die Schwierigkeit des Films liegt darin, dass Autor und Regisseur den angestrengten Verscuch unternommen haben, ein Thema, das in entscheidenden Momenten auf persönlicher Passion beruht, gleichzeitig in die Sphäre einer dezidierten Kritik französischer Rechtsverhältnisse zu tragen. Hier wird deutlich, dass die Regie ihr Vorhaben dramaturgisch ausgeweitet hat, mit der Konsequenz, dass sie Einzelmotive nicht mehr genau formuliert- Einzelmotive: das bedeutet in diesem Zusammenhang das Verhalten einiger Spielfiguren ( etwa der Mutter), das im Umriss blass bleibt, obwohl es wichtigen Anteil am breit ausgefächerten Geschehen hat. Dieses Geschehen selbst ist nun- die Tatsache, das Cayatte Rechtsanwalt ist, gibt von vornherein darauf entsprechenden Hinweis - mit sachlicher Präzision immer dann mitgeteilt, wenn der Regisseur sich mit den Rechtsverhältnissen in Frankreich beschäftigt. Hier enthält er sich jeder Emotion: er bezeichnet exakt mit jenem Maß an Charakteristik, das der Situation entspricht.Die Zweite, nicht unwesentliche Frage ist, wieweit wird die Passion zwischen der Lehrerin und dem Jungen glaubhaft. Sie wird glaubhaft,soweit es das Spiel von Annie Girardot und das ihres Partners, Bruno Pradal, betrifft. Sie erscheint konstuiert, wenn man von den Maßnahmen der Regie ausgeht, die die Momente der Leidenschaft etwas exaltiert und damit formelhaft bestimmt. Hier wird die Position der Sachlichkeit zugunsten eines problematischen Kinoeffekts verlassen, hier wird die Distanz des Beschreibens in dem Maße reduziert, dass sich so etwas wie Kolportage einschleicht. Im übrigen- und der Bewertungsauschuss berücksichtigt das- ist dies ein sehr ehrgeiziges Unternehmen. Bereits schon dadurch, dass Antriebe und Auffassungen der Mai-Revolution in Frankreich für eine Sache eingespannt werden, die privat sein könnte, aber auf diese Weise auch ideologische Aspekte zeigt. Wenn die Regie, die mit den beiden Hauptdarstellern vorzüglich ausgewählte Personen einsetzt, den ehrgeizigen Film mit weithin angemessenen Mitteln verwirklicht, dann ist - so scheint es dem Bewertungsausschuss - Das Prädikat " Wertvoll" die entsprechende Reaktion.