Anna und der König

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dieses aufwendig inszenierte Monumentalwerk ist handwerklich
sauber gestaltet, üppig ausgestattet und in vielen Rollen
hervorragend gut besetzt. Trotz der Länge des Films werden die
vielen Stränge der Handlung durch ein sorgfältig gebautes
Drehbuch zusammengehalten, so daß der Zuschauer stets den
Überblick behält. Erfolgreich befreit sich der Film von seinem
Musical-Vorbild und versucht, deutlich um political correctness
(Kolonialismus und Rassismus) bemüht, sich der historischen
Vorlage zu nähern. Der Film zielt zwar auf ein großes Publikum,
vergißt aber bei aller im Bild sichtbaren Pracht fernöstlicher
Märchenwelt nicht, die politischen und gesellschaftlichen
Konflikte der Zeit zu zeigen und das feministische
Selbstbewußtsein seiner Protagonistin angemessen darzustellen.

Die Liebesgeschichte ist angedeutet, ohne in eine Kitschromanze
abzugleiten. Der Aufeinanderprall westlicher und fernöstlicher
Werte und Traditionen wird nicht zu billigen Kinoeffekten
genutzt. Die menschliche, gesellschaftliche und politische
Dramatik des Stoffes wird zwar nicht vertieft, aber alle
naheliegenden Kitschklippen und trivialen Untiefen werden
geschickt umschifft. So bleiben zwei Stunden anrührender und
spannender Unterhaltung.