Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Für den Protagonisten von AMEISENPAKT fließen Fantasie und Realität oft ineinander über, denn sein Leben als 16-jähriger Stricher ist so freudlos und prekär, dass er sich, wann immer möglich, in seine Traumwelten flüchtet. Deshalb werden diese beiden Ebenen vom Filmemacher Benjamin Martins mit der gleichen Gewichtung und stilistisch sehr ähnlich gestaltet, sodass auch für die Zuschauer manchmal schwer zu erkennen ist, ob eine Szene imaginiert oder real erlebt wird. Vor allem durch die authentische und intensive Leistung des Hauptdarstellers Filip Januchwoski wird diese Charakterstudie stimmig und glaubwürdig. Ganz bei sich und deshalb auch inspiriert ist der Filmemacher bei einigen Traumsequenzen wie etwa der auch filmtechnisch anspruchvollen Anfangszene mit dem Protagonisten, der auf einem Friedhof von „Gießkannenfreiern“ mit Wasser begossen wird. Eindruckvoll ist auch die Spielszene, in der der kleine Sohn eines Freiers den halbnackten Protagonisten zusammen mit seinem Vater in dessen Schlafzimmer findet. Hier überzeugt ebenfalls der Übergang in die Fantasiewelt mit dem wild gestikulierenden Mann, der sich in einen Dirigenten vor einem Grammophon verwandelt. Benjamin Martins hat jede Einstellung des Films so inszeniert, dass man sich beim Ansehen unwohl fühlt. Auch für diesen radikalen Ansatz wird AMEISENPAKT das Prädikat „wertvoll“ zugesprochen.