Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Ottomar Rothmann war Häftling im KZ Buchenwald. Im Gespräch mit dem Filmemacher Thomas Kutschker beschreibt er das alltägliche Leben der Häftlinge, und zwar von der Ankunft bis zum Tod. Dagegen setzt Kutschker Aufnahmen der heutigen Gedenkstätte Buchenwald. Thomas Kutschkers Film erhält seine filmische Berechtigung in erster Linie durch das Gedenken an all die Gräueltaten, die Millionen Menschen im Dritten Reich durch die Hand der Nationalsozialisten erleiden mussten. Rothmanns Erzählungen wirken ruhig und ausführlich, und dabei erhält der Zuhörer und Zuschauer interessante, auch neue Einblicke in den Alltag der Gefangenen. Rothmann erzählt, dass einige von ihnen durch geschicktes Handeln auch anderen helfen konnten. Auch Rothmann selbst war einer von denen, die nie aufgehört haben, sich zu wehren gegen die Wegnahme der Persönlichkeit und der Menschenwürde. Inhaltlich unterscheidet sich der Film allerdings nicht unbedingt von anderen Filmen über und mit KZ-Zeitzeugen, doch es ist die Ästhetik des Films, die auffällig ist und mit ungewöhnlicher Stilistik überrascht. Die Kameraführung und der Schnitt sind sehr ruhig, fast schon zu schön. Doch diese Ruhe und die Schönheit der Bilder wird durch Rothmanns Erzählungen konterkariert. Der Zuschauer füllt die Plätze mit Bildern auf, die im Kopf entstehen. Dabei wird Buchenwald auch als Synonym für andere Konzentrationslager verstanden. Die Bilder des Lagers stehen für Bilder aller Lager, für das Grauen an sich. Vor allem für Personen, die noch nie ein Lager besucht haben, ist dieser Film ein wichtiges und auch sehr informatives Dokument der Grausamkeit sowie ein Mahnmal gegen das Vergessen.