Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
„Wie im Kindergarten“ - so beschreibt Helge Schneider die Dreharbeiten zu seinem neuen Film. Nun ist er nicht unbedingt dafür bekannt, bei Interviews ernst gemeinte Antworten zu geben, aber hier hat er doch einmal (vielleicht aus Versehen) etwas Treffendes zu seiner Arbeitsweise gesagt. Zumindest wirkt sein neues Werk so, als würden er und seine Mitspieler immer das machen, was ihnen gerade so in den Sinn kommt. Eine Geschichte wird dabei natürlich nur ansatzweise deutlich. Schneider spielt den Detektiv 00 Schneider, und er lebt in einer utopisch idyllischen Welt, in der die Polizei sofort eine Verbrechensschwemme erkennt, wenn ein Tabakladen überfallen (und eine Schachtel Zigaretten geklaut) oder ein Huhn gestohlen wird. Da kommt dann auch nur bedingt Spannung auf, wenn 00 Schneider den Fall übernimmt und fröhlich die Zeugen und Verdächtigen malträtiert, wobei er nie jemandem wirklich weh tun würde, sondern statt dessen zwei Häftlinge in ihrer Zelle mit einem virtuos gespielten Gitarrensolo erfreut. „Make my day“, zitiert er einmal Clint Eastwood und ist dabei fast schon enttäuschend konventionell komisch – meist vermeidet er ja direkte Anspielungen, Pointen und Parodien. Nur einmal fällt er für ein paar Sätze in den täuschend echten Tonfall von Udo Lindenberg, aber auch das ist ihm wohl gerade so beim Drehen eingefallen – genauso wie der völlig unvermittelte und natürlich folgenlose Auftritt eines Elefantenmenschen oder Schneiders sehr lange Tanzeinlage in einer Garage. Der Übeltäter Jean-Claude Pillemann wird schließlich zur Strecke gebracht, wobei Rocko Schamoni faucht wie ein böses Reptil und ätzende Spucke absondert. So überrascht der Film ständig mit neuen Finten und Brechungen der Sehgewohnheiten. Und Schneider präsentiert dies inzwischen so entspannt und souverän, dass man, anders als bei seinen früheren Werken, hier durchaus von Eleganz sprechen kann. Der Film ist schön fotografiert und liebevoll ausgestattet. Und er prunkt mit originellen Drehorten in Mülheim an der Ruhr, das in Schneiders Universum nur einen Filmschnitt entfernt vom spanischen Almería liegt. Und selten bleibt einem die Zufahrt zu einer Tiefgarage so intensiv im Gedächtnis.