Offener Brief aus der FBW-Jury an die Kulturstaatsministerin

 

In einem Offenen Brief haben Jury-Vorsitzende der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit „Erstaunen und Erschrecken“ auf den vorliegenden Referentenentwurf der BKM zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes (FFG) reagiert, der die Prädikate als kulturelle Förderkriterien aus dem Gesetz gestrichen hat. Mit großer Unterstützung aus dem Kreis der insgesamt 85 ehrenamtlich tätigen Jurymitglieder der FBW wurde der Brief, in dem die Forderung aufgestellt wird, die Prädikate „besonders wertvoll“ und „wertvoll“ „mindestens in der jetzigen Form bestehen zu lassen oder vielmehr zu stärken, um die Kraft des Gütesiegels in vollem Umfang nutzen zu können“, nun an die zuständige Kulturstaatsministerin Claudia Roth weitergegeben.

Die Jury-Vorsitzenden, die die immer wieder neu zusammengesetzten und multiperspektivischen Gremien der FBW im Wechsel leiten, betonen in ihrem Offenen Brief, dass „das künstlerisch anspruchsvolle Kino von E bis U“ Fürsprecher brauche. Dazu benötige es „Qualitätskriterien, die dem Publikum in der Fülle des audiovisuellen Angebotes eine wichtige Orientierung geben können und Filme sichtbar machen“. Innerhalb der deutschen Film- und Kinolandschaft, so die Jury, sind die Prädikate der FBW „unersetzliche Instrumente, die um jeden Preis erhalten und im FFG explizit berücksichtigt werden sollten“. Darüber hinaus stellen sie klar, dass die Prädikate in jeder Hinsicht unabhängig vergeben werden, „in einem transparenten und nicht anonymen demokratischen Verfahren ermittelt und ausführlich begründet“.

Als wichtigste Argumente für eine Verankerung der Prädikate im FFG führen sie auf, dass die FBW-Prädikate „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ bestens eingeführtes Qualitätssiegel mit hohem Bekanntheitsgrad“ sind, welche die Sichtbarkeit anspruchsvoller Filme beim Publikum - und zwar quer durch alle Genres und Gattungen erhöhen. Für die Branche seien sie von hohem Nutzen für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dazu seien sie gerade auch „für den Filmnachwuchs von enormer Wichtigkeit“, da sie „für viele Filmemacherinnen und Filmemacher, die gerade erst eine Filmhochschule besuchen oder am Anfang ihrer Karriere stehen, erste Schritte bedeuten“. Zudem stärke das Netzwerk FBW-Jugend Filmjury die Filmbildung und Medienkompetenz und sorge für Botschafterinnen und Botschafter für das junge Publikum.

Der Offene Brief, der am 8. April an die Kulturstaatsministerin Claudia Roth übermittelt wurde, schließt mit der Forderung, beide FBW-Prädikate fest im FFG zu verankern, um, so die Jury, „gute Filme leuchten zu lassen“.

Bettina Buchler, Direktorin der FBW, begrüßt die Initiative aus dem Kreis der ehrenamtlichen Jurymitglieder: „Es freut uns ungemein, wie viele Jurymitglieder sich der drohenden Streichung der Prädikate aus dem Filmförderungsgesetz entgegenstellen und nicht nur für den Verbleib, sondern auch für die Stärkung der Prädikate einsetzen. Aus diesem Grund unterstützen wir den Wunsch der Jury gerne, diesen an die Kulturstaatsministerin adressierten Offenen Brief zu veröffentlichen. Als Wegweiser für kulturell wertvolle Medien leisten die Prädikatsauszeichnungen seit Jahrzehnten einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung filmischer Qualität und Vielfalt. Die unterschiedlichsten Expertisen der unterzeichnenden Jurymitglieder, die aus allen Bundesländern berufen werden, unterstreichen zudem die breite Aufstellung der Kulturbehörde. Die in Teilen bereits begonnene Reform Zukunftsagenda 2025+ trägt zudem den zukünftigen Herausforderungen und Entwicklungen der Medienlandschaft Rechnung. Neben der Aufmerksamkeit für Kino als Kulturort, der nachhaltigen Unterstützung von Filmschaffenden spielen auch Filmkompetenz, Neue Medien und digitale Auswertungsformen eine zentrale Rolle. Die FBW ist in diesem Reformprozess offen für den Dialog mit der gesamten Branche.“

 

Der Offene Brief der Jury ist in ganzer Länge auf www.gutefilmeleuchten.de veröffentlicht. Über die Mail-Adresse petition(at)fbw-filmbewertung.com sowie über das Kontaktformular auf der genannten Webseite können sich Interessierte auf die Liste der Unterstützenden setzen lassen, die am Fuß des Offenen Briefes kontinuierlich fortgeführt wird.