Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Aaron kommt nach vielen Jahren aus Berlin in sein Heimatdorf in Tirol. Er will nur drei Tage bleiben und dann wieder abreisen, am liebsten noch vor dem Höhepunkt des traditionellen Tiroler Faschingstreibens, dem „Zwölferleitn“. Dabei will er zusammen mit seinem Onkel seine Großmutter davon überzeugen, in ein Altersheim zu gehen. Beide wollen vom bereits geplanten Verkauf des Bauernhofs profitieren. Drehbuchautorin und Regisseurin Fentje Hanke hat sich für diesen nur 35 Minuten langen Film inhaltlich sehr viel vorgenommen. Sie erzählt die Geschichte einer Tiroler Bauernfamilie mit vielen Verwerfungen: Aaron wächst unter der Obhut seiner Großmutter auf, die Aarons Mutter Marie im großen Zorn vom Hof verwies. Aaron selbst scheiterte in seinem Beruf und braucht das Geld vom Hofverkauf für seine Auswanderungspläne nach Argentinien. In den wenigen Tagen im Tiroler Heimatdorf findet nun wieder eine Annäherung zwischen Aaron und der Großmutter statt. Dazu noch eine sexuelle Begegnung mit Dany, die in der Dorfkneipe arbeitet. Insgesamt ist all dies sehr viel Stoff für einen mittellangen Spielfilm. Deshalb bleibt, der Kürze des Films gedient, Vieles natürlich nur angedeutet und wirkt dadurch für die Jury leider auch ein wenig oberflächlich. Dieser Kritikpunkt bezieht sich auch auf die Führung der Darsteller, bei denen nur die Großmutter Ruth Raum für eine bessere Charakterisierung ihrer Rolle bekam. Insgesamt ist die Geschichte interessant und spannend erzählt und mit einer schönen Kamera filmisch umgesetzt. Die Kritik der Jury bezieht sich auf das Zuviel im kurzen Film. Sie hätte sich gerne mit einem längeren Film die Auflösung mancher Familiengeheimnisse und eine tiefere Charakterisierung der Protagonisten gewünscht, die so aber nicht möglich war und eine bessere Identifikation seitens der Zuschauer nicht ermöglichte. In Abwägung aller Argumente und nach einer ausführlichen und spannenden Diskussion zeichnet die Jury den Film gerne mit dem Prädikat wertvoll aus.