Zwei Worte

Filmplakat: Zwei Worte

FBW-Pressetext

Februar 2022. Als Soldatin an der Grenze der beiden Länder verabredet sich die Ukrainerin Yaryna mit ihrem russischen Exfreund Dmitry, der ihr jetzt als Soldat gegenüber steht. Zwischen beiden ist so viel Vertrautes, so vieles, was sie noch verbindet. Doch zwischen ihnen steht nun auch ein Krieg. Ein Krieg, für den beide nichts können. Doch der ihre Leben für immer trennen wird. Aktueller kann ein Kurzfilm nicht sein: Der Regisseur und Autor Michael Siebert erzählt eine Geschichte aus dem russischen Invasionskrieg und lässt beide Parteien zu Wort kommen. Dabei erkennt man die Verzweiflung und Hilflosigkeit, die sowohl Viktoriia Skitska als Yaryna und Konstantin Frolov als Dmitry an den Tag leben. Yaryna hat Angst um ihre Familie, um ihr Land, um ihr ungeborenes Kind. Und Dmitry ist manipuliert von den Lügen der russischen Führung, von dem Druck, unter dem er steht. Und von der Sehnsucht nach einer nicht wiederbringbaren Normalität. Die Bilder sind in Schwarz-Weiß gehalten, die Kulisse wirkt theaterhaft, das Licht erschafft eine fast künstliche, abgeschottete Atmosphäre. Die Dialoge sind dafür umso natürlicher und lassen beide Motivationen klar nachvollziehbar erscheinen. Zwei Menschen inmitten eines Weltensturms. Und am Ende ein Ausblick in eine Zukunft, in der einer von beiden lebt. Und den anderen für immer vermisst. Ein hochaktueller Kurzfilm, der in seinem kleinen Kosmos eine ganz große Geschichte erzählt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Michael Siebert
Darsteller:Viktoriia Skitska; Konstantin Frolov
Drehbuch:Michael Siebert
Kamera:Jürgen Jürges
Schnitt:Michael Siebert
Länge:15 Minuten
Produktion: Michael Siebert

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die russische Armee ist in die Ukraine eingedrungen. Eine Frau und ein Mann sitzen in einem Waldgebüsch an der Frontgrenze: Die ukrainische Soldatin Yaryna, seit kurzem verheiratet, hat sich mit ihrem Exfreund, dem russischen Soldaten Dmitry, zu einem geheimen Treffen, einem langen Gespräch, verabredet. Ein Gespräch, was auf erschütternde Weise die Sinnlosigkeit des Krieges, die persönliche Betroffenheit und die Hoffnungslosigkeit auf der Suche nach einer Lösung offenbart. Beide müssen in den Kampf, wollen aber sich auf keinen Fall töten. Yarynas Versuch, Dmitry zum Übertritt auf die andere Seite der Front zu bewegen, scheitert. Er hat Angst, was ihm dann als russischem Soldaten passieren wird, auch wenn Yaryna ihm eindringlich vermittelt, dass keine Gefahr für ihn drohe. Ganz offensichtlich steht er unter dem Eindruck der russischen Propaganda. Sein Versuch wiederum, Yaryna zu bewegen, auf „seine Seite“ zu wechseln, scheitert ebenso wegen der Berichte über die Gräueltaten der russischen Armee. Was sollen sie tun? Sie wissen es nicht und niemand kann ihnen bei ihrer Ratlosigkeit helfen. Auch wenn es ihr Todesurteil bedeuten würde, wenn sie zusammen entdeckt würden, verabreden sie sich auf ein weiteres Treffen. Sie trennen sich, doch Dmitry kommt zurück, um seinen liegen gebliebenen Helm zu holen…. Nach einer langen Blende öffnet sich unser Blick vom vorherigen quadratischen Schwarz-Weiß-Bild zu einem hellen, farbigen Panorama: Yaryna mit ihrem Kind, das sie Dmitry genannt hat. Und eine Sonnenblume, die verwelkt…
Wir erleben einen kurzen Film über eine große Geschichte. Formal eindrucksvoll in Stil und Tradition der russischen Filmkunst. Das Schicksal von zwei Menschen, die im gleichen Land lebten und sich einmal liebten, ist ein Synonym für einen so sinnlosen Krieg. Er zeigt auch deutlich, dass die Menschen niemals ihre Heimat verlassen würden und sogar bereit sind, dafür zu kämpfen und ihr Leben zu opfern. Und er zeigt die Ohnmacht, die Verzweiflung, ja die Angst dieser Menschen, die allein gelassen werden bei der Entscheidung, was sie tun sollen. Sie wissen aber auch, dass sie immer für das große Menschenrecht der Freiheit kämpfen werden.
Ein formal besonderer und inhaltlich eindrucksvoller und wichtiger Film, dem ein großes und vor allem auch junges Publikum zu wünschen wäre. Ein Film, der zum Gespräch im besten Sinn herausfordert und dem die Jury sehr gerne das höchste Prädikat verleiht.