Filmplakat: Zoopticon

FBW-Pressetext

In einer posthumanen Welt schwebt die Zoopticon, ein mit kulturellen Artefakten gefülltes Raumschiff, durch den Weltraum. Fünf mutierte Tiere sind seine Bewohner. Als sie sich begegnen und erkennen, dass sie alle lebende Souvenire sind, die als Teil eines Themenparks von einem mysteriösen Planeten namens Erde ins All geschossen wurden, beschließen sie, sich zu emanzipieren. Die Filmschaffenden Jon Frickey, Sandra Trostel und Thies Mynther haben gemeinsam ein Sci-Fi-Musical entwickelt, das die Zuschauenden auf eine berauschende, knapp 29 Minuten andauernde Reise durch den Weltraum mitnimmt. Jedes der kreativ ausgedachten Wesen erhält ein eigenes musikalisches Motiv, die Zoopticon selbst wirkt wie eine allwissende Erzählerin und leitet die Zuschauenden durch die Geschichte, die auch einen augenzwinkernden und selbstironischen Blick auf 2000 Jahre Menschheitsgeschichte und offensichtliche Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte werfen. Die farbenfrohe Animation erinnert an den Retro-Charme von Produktionen der 1960er und 1970er Jahre und die Struktur der Erzählung folgt einer klassischen Musical- und Operndramaturgie. Bis hin zu einem überraschenden Ende irgendwo zwischen Fatalismus und Aufbruchsstimmung. Eine Space-Opera, die die Regeln des Genres voll erfüllt.
Prädikat besonders wertvoll

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Im Anschluss an ihre Sichtung nahm die Jury des Hauptausschusses das Erstgutachten sowie den Widerspruch zur Kenntnis. Die Jury konnte sich der guten Darstellung und ästhetischen Analyse der Vorinstanz vollinhaltlich anschließen. Jedoch gelangte sie in ihrer eigenständigen und unabhängigen Diskussion zu einer anderen Einschätzung.

Auch die Widerspruchs-Jury konnte sich nicht auf alle gerade erzählerischen Momente in ZOOPTICON einen Reim machen. Doch gerade der künstlerische Eigensinn, der keinerlei Anleihen beim heutigen Zeitgeist nimmt, sondern eine Art Arche Noah für die Erinnerungsstücke aus dem Anthropozän erschafft, vermochte die Jury zu überzeugen. Dazu sah die Jury einen Film, der technisch exzellent gemacht und konzeptionell wirklich gut durchdacht ist. Vieles bleibt rätselhaft. Aber das hat die Jury im Genuss des Films nicht gestört.

‚What about memories?‘ Eine zentrale Frage des Films, denn die Erinnerungsstücke der menschlichen Kulturgeschichte werden zwecks Gewichtsentlastung aus dem Raumschiff geworfen. Auch die digitalen Erinnerungsspuren werden gelöscht – ‚delete the memory‘. Hier verhandeln die Filmschaffenden Jon Frickey, Sandra Trostel und Thies Mynther die Trauer über den Verlust von Geschichte und setzen zugleich einen ironischen Kommentar auf den heutigen Speicherwahn.

Am Ende sind sich die Reisenden einig: „We are up to a better place”. Doch wo liegt dieser bessere Ort? Geht es zurück zu einer längst brennenden Erde oder doch auf den Mars? Alles bleibt offen in ZOOPTIKON. So wie es sich für eine Weltraumoper eben gehört.

Im Anschluss an eine spannende Diskussion und in Abwägung aller Argumente verleiht die Jury des FBW-Hauptausschusses gerne das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL.