Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
In ZOON wird eine Evolutionsgeschichte erzählt: eine Geschichte vom Fressen und gefressen werden, von der Entwicklung eines Bewusstseins, vom Entdecken des Spieltriebs und des Keimens eines Sinns für Schönheit sowie der Fähigkeit, Glück zu empfinden - und schließlich vom Tod. Jonatan Schwenk erzählt diese Geschichte so offen und auf das Wesentliche reduziert, dass sie zu vielen verschiedenen Interpretationen und Lesarten einlädt (mit einer davon beginnt dieser Text), ohne dabei je beliebig zu wirken. Dies gelingt dem Filmemacher dadurch, dass er zwei seltsam exotische Gattungen gestaltet und sie aufeinandertreffen lässt. Die in der Nacht weiß schimmernden Axolotl sind salamanderartige Reptilien, die aufeinandertreffen, sich beschnuppern, aneinander reiben und gegenseitig anknabbern, wobei ihnen dann neu Körperteile wachsen. Die zotteligen Waldwesen sind dagegen zweibeinige Humanoiden, die die Axolotl als Nahrungsmittel betrachten und durch sie im wahrsten Sinne des Wortes bewusstseinserweiternde Erfahrungen machen. Schwenk erzählt diese Geschichte einer permanenten Metamorphose in einer ruhigen, meditativ wirkenden Animation, in der alles spielerisch und positiv wirkt. Selbst die Tatsache, dass beide Gattungen vergehen, wird nicht in Schreckensbildern dargestellt, sondern stattdessen mit einer ganz eigenen heiteren Gelassenheit. In vier Minuten wird hier ein faszinierender Erzählkosmos präsentiert.