Filmplakat: Zoon

FBW-Pressetext

Das Axolotl schwimmt an Land. Dort trifft es auf Artgenossen. Neugierig wird sich beschnuppert und geliebt, ein fröhliches Spiel mit- und umeinander herum. Alles könnte so schön sein für die Axolotl. Doch dann kommen die Wesen aus dem Wald, die Gefallen finden an den so fröhlichen, strahlenden Wesen. Wie könnte man wohl am besten einen Teil des Glücks erhalten, das diese Wesen ausstrahlen? Die Antwort erscheint so einfach. Und schon bald beschließen sie, die Axolotl zu essen. Eine Entscheidung, die ungeahnte Konsequenzen mit sich bringen wird. Im Grunde erzählt Jonatan Schwenk in seinem Kurzanimationsfilm in nur vier Minuten die Geschichte der gesamten Menschheit. Das sich andere Wesen Untertan machen, das Ausnutzen der puren Unschuld für die Erfüllung der eigenen Sehnsüchte und das kurze und doch aussichtslose Hoffen auf ein ewiges Nirvana – das alles sind Themen, die Schwenk in ZOON in spielerischen Impressionen andeutet, aber doch sehr viel Platz für eigene Interpretationen und Assoziationen lässt. Neben seiner quasi-philosphischen Offenheit ist der Film künstlerisch und gestalterisch gesehen ganz großes Kino. Die Animation, die fotorealistisch Konturen und (Nicht-)Farben abbildet, das atmosphärisch so dichte Sounddesign und das genaue Spiel mit Licht, Schatten und Glanzpunkten – als Betrachtende tritt man für wenige Minuten ein in eine fremde Welt und wird von ihr gefangengenommen und verzaubert. Das ist meisterhafte Kurzfilmkunst.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Jonatan Schwenk
Drehbuch:Jonatan Schwenk; Merlin Flügel
Kamera:Ferdinand Kowalke
Schnitt:Jonatan Schwenk
Musik:David Kamp
Länge:4 Minuten
Produktion: Jonatan Schwenk
FSK:6
Förderer:FFA; HessenFilm und Medien

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In ZOON wird eine Evolutionsgeschichte erzählt: eine Geschichte vom Fressen und gefressen werden, von der Entwicklung eines Bewusstseins, vom Entdecken des Spieltriebs und des Keimens eines Sinns für Schönheit sowie der Fähigkeit, Glück zu empfinden - und schließlich vom Tod. Jonatan Schwenk erzählt diese Geschichte so offen und auf das Wesentliche reduziert, dass sie zu vielen verschiedenen Interpretationen und Lesarten einlädt (mit einer davon beginnt dieser Text), ohne dabei je beliebig zu wirken. Dies gelingt dem Filmemacher dadurch, dass er zwei seltsam exotische Gattungen gestaltet und sie aufeinandertreffen lässt. Die in der Nacht weiß schimmernden Axolotl sind salamanderartige Reptilien, die aufeinandertreffen, sich beschnuppern, aneinander reiben und gegenseitig anknabbern, wobei ihnen dann neu Körperteile wachsen. Die zotteligen Waldwesen sind dagegen zweibeinige Humanoiden, die die Axolotl als Nahrungsmittel betrachten und durch sie im wahrsten Sinne des Wortes bewusstseinserweiternde Erfahrungen machen. Schwenk erzählt diese Geschichte einer permanenten Metamorphose in einer ruhigen, meditativ wirkenden Animation, in der alles spielerisch und positiv wirkt. Selbst die Tatsache, dass beide Gattungen vergehen, wird nicht in Schreckensbildern dargestellt, sondern stattdessen mit einer ganz eigenen heiteren Gelassenheit. In vier Minuten wird hier ein faszinierender Erzählkosmos präsentiert.