Filmplakat: Zoe

FBW-Pressetext

Nach einer durchfeierten Berliner Nacht wacht Zoe im Bett ihres One-Night-Stands auf. Frustriert und melancholisch steigt sie in die nächste S-Bahn. Ihr gegenüber sitzt ein junges Pärchen, verliebt und vertraut. Zoe ist neidisch und provoziert. Doch ihre Attacke erreicht jemand anderen und auf einmal sieht sie sich mit einer Situation konfrontiert, die sie komplett überrascht. Stefan Lengauer zeigt dem Zuschauer eine junge Frau, die rastlos und auf der Suche nach etwas ist. Wir erfahren nicht, was sie sucht, doch am Ende erkennen wir, was sie eben nicht will. Bis zu diesem ungewöhnlichen Schluss überzeugt der Film durch eine komplexe Blickdramaturgie und eine sehr natürlich agierende Nachwuchsschauspielerin, die den inneren Konflikt von Zoe glaubhaft vermitteln kann. Eine existentielle Situation, improvisiert dargestellt und von hoher filmischer Qualität.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Stefan Lengauer
Darsteller:Jamila Saab; Tino Mewes; Martin Geuer; Stella Lindler; Jano Ben Chaabane
Drehbuch:Stefan Lengauer
Kamera:Tobias von dem Borne
Schnitt:Stefan Lengauer
Musik:Moritz Krämer; Simon Mager
Länge:8 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), Stefan Lengauer
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Eine späte Nacht, ein sehr früher Morgen in Berlin, ein unbefriedigender one night stand. Ein Abend, der in Zoe ein schales Gefühl hinterlässt. Aus einer Laune heraus provoziert sie ein unbeteiligtes Pärchen in der S-Bahn und wird auf einmal vor eine entscheidende moralische Frage gestellt.
In ZOE geht es nicht um eine Million Dollar, sondern nur um 50 Euro. Und doch geht es auch hier um sehr viel, um das eigene Selbstwertgefühl einer jungen Frau. In hervorragenden Bildern, mit sehr sicherer Kamera eingefangen und in perfekter Lichtstimmung den Übergang von der Nacht in den Morgen einfangend, folgt der Zuschauer Zoe. In weniger als neun Minuten wird hier eine Geschichte erzählt, die einen lebensentscheidenden Moment perfekt herausgefiltert hat. Die Hauptdarstellerin ebenso wie ihr S-Bahn-Gegenüber fesseln den Zuschauer durch ihr weitgehend stummes und trotzdem vielsagendes Spiel. Und unwillkürlich versetzt man sich als Zuschauer in die Situation: Was hätte ich getan? Wie hätte ich agiert / reagiert?
Leider ist das Wechselspiel der Blicke in der S-Bahn nicht hundertprozentig sicher eingefangen worden, die räumliche Anordnung der Mitfahrer war nicht eindeutig, um stimmig zu sein. Und unglücklicherweise ist auch der entscheidende Moment nicht zur vollsten Überzeugung des Ausschusses eingefangen worden. Würde sich Zoe in diesem Moment wirklich auf das Angebot einlassen? Und würde sie ihre Entscheidung danach wirklich noch einmal revidieren? Wäre dieser Moment psychologisch überzeugender, eindeutiger eingefangen worden, hätte ZOE restlos überzeugt.
Aber auch so ist der gesamte Film von fesselnder Kraft und die weitere Entwicklung des Filmemachers sicher beobachtungswert.