Zerrissen

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Bewertungsausschuß hat dem Film mit 4:1 Stimmen das Prädikat
"wertvoll" erteilt.

Der Film erzählt das Schicksal von Mike, der Anfang der 80er
Jahre in enger Verbindung zur Berliner und Düsseldorfer Punkszene
stand und mit 23 Jahren an einer Überdosis Heroin in Freiburg
starb.

Regisseur Uwe Gooß sieht Mikes Leben in starker Parallelität zu
seinem eigenen und bekennt freimütig, daß er durch diesen Film
sein Schicksal in der Analyse von Mikes Lebenslauf wiederfinden
wollte. Letztendlich kommt er aber doch zum Schluß, daß man im
nachhinein erst erkennt, was richtig war.

Der große Wert des Films liegt in seiner dramaturgischen Form. Er
bietet ein großes Spektrum an Verhaltensformen und sehr
persönlichen Stellungnahmen, die sich letztlich zu einem
vielschichtigen Schicksalsporträt formen, das auch betroffen
macht. Der Film gibt jeder Seite die Chance, sich zu artikulieren
und entzieht sich wohltuend Schuldzuweisungen und vordergründigen
Bewertungen. Er zeigt die Ohnmacht, die Hilflosigkeit, ja
Zerrissenheit der Betroffenen.

Der Bewertungsausschuß hätte sich gewünscht, daß an verschiedenen
Stellen des Films ein Mehr an Hinterfragen über das Warum
eingesetzt hätte, z.B. auch das Befragen von Zeitzeugen aus der
Szene, oder des behandelnden Psychologen.

Und: Auch wenn der Regisseur sein Schicksal eng mit dem von Mike
verknüpft, so ist über ihn selbst dann doch nicht sehr viel zu
hören oder zu begreifen.
Positiv bemerkte aber der Bewertungsausschuß, daß der Film nie
vordergründig oder zu didaktisch vorgeht. So ist er sicher ein
wertvolles Diskussionsdokument für die Jugendarbeit, wie auch für
eine thematische Auseinandersetzung interessierter oder gar
betroffener Eltern.