Zeitpunkt X

Filmplakat: Zeitpunkt X

FBW-Pressetext

Ein Großbauprojekt steht vor seiner Vollendung. Darauf hat Bauleiter Zetzsche hingearbeitet. Mit Energie, Präzision – und jeder Menge Zeitdruck. Und nun steht es da, das Gebäude, auf das Zetzsche so stolz ist. Und für das der Bürgermeister, mit dem er fröhlich auf Pressefotos posiert, die Lorbeeren kassiert. Alles könnte so schön sein. Wenn nicht der nervige Chef der Bauüberwachung mit problemschwangeren Blick problematische Zahlen auf den Tisch legen würde. Wenn nicht beim letzten Belastungstest der Rauchfang kaputt gehen würde. Und wenn der Aufzug, wenn man ihn ruft, auch zu sehen wäre. Und nicht nur der Aufzugsschacht. Je näher der Tag der Eröffnung rückt, desto mehr Problemstellen tauchen auf. Obwohl, wie man weiß, Probleme ja eigentlich nur Lösungen in Verkleidung sind. Die verwirrende Flut an Kalkulationen, der Druck von Zeit, Geld und öffentlichem Prestige, das Zusammenspielt von Wirtschaft und Politik – all diesen Themen hält der Kurzspielfilm in der Regie von Simon Schneider (Drehbuch co-verfasst mit Dario Haramustek) auf satirisch überspitzte Weise den Spiegel vor – und ist dabei von der Wirklichkeit gar nicht so weit entfernt. Die vielen kleinen Ideen des großen Scheiterns aus dem Drehbuch werden von einer kongenialen Kamera- und Montagearbeit sowie einem idealen Setting aufgegriffen und von einem im perfekten Zusammenspiel agierenden Ensemble aufgeführt. Die behördliche Trockenheit der Vorgänge, die Absurdität der banalen Ereignisse und die Perfidität der Schlusspointe vereinen meisterlich britischen Humor mit einem sehr deutschen Thema. Dass hier ein gutachterlich bekundetes BESONDERS WERTVOLL erteilt wird, ist für diesen Kurzfilmcoup reine Formsache.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Großbauwerk vor der Fertigstellung. Voller Stolz proben der Bauleiter, die Geschäftsführerin und der Bauherr die Eröffnungsfeier. Letzterer drängt auf die präzise Einhaltung des Termins, denn für seinen Wahlkampf hat dieser eine große Bedeutung. Der finale Gebäudecheck des Bauleiters wird aber nach und nach zum Fiasko. Ein Kabelbrand, ein nicht funktionierender Fahrstuhl, eine falsch gesetzte Mauer. Der Eröffnungstermin muss verschoben und ein Sündenbock gefunden werden. Wobei nicht sicher ist, ob der wahre Schuldige auch wirklich bestraft wird. Mit sicherer Hand inszeniert, einer guten Kameraführung und Montage sowie guten schauspielerischen Leistungen kann dieser Film überzeugen. Er ist gleichzeitig eine satirische Parabel auf viele gescheiterte oder zeitlich verzögerte Bauprojekte, wo sogar Millionen- und Milliardensummen wegen Fehlleistungen verschleudert werden - man denke nur an das Projekt Berliner Hauptflughafen. Gleichzeitig ist dieser Film aber auch eine Parabel dafür, wie in Politik und Wirtschaft Fehlleistungen auf Unschuldige abgewälzt werden: Die Kleinen werden gehängt, die Großen kommen ungeschoren davon. ZEITPUNKT X greift all diese Themen mit augenzwinkernder Ironie auf und wird in Anerkennung seiner Qualitäten sehr gerne von der Jury mit dem höchsten Prädikat ausgezeichnet.