Yamina
FBW-Pressetext
Es ist der Abend ihres 18. Geburtstags. Yamina liest ihrem kleinen Bruder Nadir etwas vor. So wie fast jeden Abend. Es ist die Geschichte „Der kleine Prinz“, eine Geschichte, die Nadir besonders liebt. Doch das Ende ist dem Jungen zu traurig, und so erfinden die beiden ein ganz eigenes und in ihren Augen viel schöneres Ende. Als die Polizei mitten in der Nacht an die Tür klopft und für Yamina einen Abschiebebeschluss in der Hand hält, muss sich Yamina ihrem Schicksal stellen. Der Kurzspielfilm YAMINA, der in enger Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirchengemeinde Salvator in Stuttgart entstanden ist, erzählt seine berührende Geschichte in dicht gestalteten Bildern und starken reduzierten Dialogen. Die Verbindung mit DER KLEINE PRINZ von Antoine de Saint-Exupéry und den darin enthaltenen Lebensweisheiten wirkt wie geschaffen für die klischeefrei erzählte Geschichte und wird in einzelnen, wunderschön gestalteten Animationssequenzen eingewoben. Die Situationen wirken authentisch und nachvollziehbar, die Schauspieler, allen voran Corazon Herbsthofer als Yamina, überzeugen in ihrer natürlichen Darstellung der Situation. YAMINA von Tobias Mrosek ist gelungenes Kurzfilmkino und ein wichtiger berührender Beitrag zu einer aktuellen politischen Debatte.Filminfos
Gattung: | Drama; Kurzfilm |
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Regie: | Tobias Mrosek |
Drehbuch: | Tobias Mrosek |
Kamera: | Jens Spörl |
Schnitt: | Florian Öttinger |
Musik: | Joe Styppa |
Länge: | 17 Minuten |
Produktion: | Mrosek / Schülke Filmproduktion GbR Maria Schülke, East End Film; Studio Flox; |
Förderer: | MFG Baden-Württemberg |
Jury-Begründung
Wie viel Kraft in Kurzfilmen steckt, das zeigt Tobias Mroseks YAMINA. Mit einem Schlag befindet sich der Zuschauer mitten im Kriegstrauma der Protagonistin. Yamina lebt seit zwei Jahren mit Vater Jamal und ihrem kleinen Bruder Nadir in Deutschland. Noch immer holen sie die Alpträume der Vergangenheit ein. Am Abend ihres 18. Geburtstags liest sie Nadir aus „Der kleine Prinz“ vor. Mitten in der Nacht pocht es heftig an der Tür. Es ist die Polizei. Yamina soll abgeschoben werden.Die Jury war von Anfang an begeistert, wie stark und dicht Yamina erzählt. In nur wenigen Sequenzen wirft der Film einen treffenden Blick auf Yaminas Leben. Ein paar argwöhnische Blicke beim Schulsport, liebevolle Schulterklopfer von Freundinnen. Der herzliche kleine Bruder, der Vater, der sich rührend kümmert und einen Kuchen backt. An sich scheint Yamina angekommen und gut integriert zu sein. Wenn da nicht der Schatten der Vergangenheit wäre.
Der Kurzfilm bringt dramaturgisch exakt auf den Punkt, was eine Langfassung kaum hätte besser machen können. YAMINA balanciert auf dem wahrlich schmalen Grad zwischen Sentimentalität und ergreifender Darstellung und vermag sich völlig bravourös auf der leidenschaftlich-fesselnden Seite zu halten. Einfach und klar, ohne Gefühlsduselei und ohne unnötige Exkursionen in Vergangenheit und Gegenwart der Protagonistin erzählt der Film mit großer Direktheit die Geschichte der Abschiebung einer gerade volljährig gewordenen jungen Frau.
Positiv aufgefallen sind der Jury der nahezu perfekte Einsatz von Ausstattung, Licht und Musik und die feinfühlig gewählten Trickszenen zu „Der kleine Prinz.“ Besonders hervorgehoben hat die Jury aber die Leistung der Darsteller. Bis hin zu den Nebendarstellern agiert die gesamte Besetzung völlig glaubwürdig und lebensnah. Nicht einmal die Polizisten empfand sie als feindlich-gesonnene Staatsmacht. Im Gegenteil, die Jury konnte spüren, wie unangenehm den Beamten die Ausübung ihres Auftrags war.
YAMINA ist großartiges Kino, bei dem das Talent aller Filmbeteiligten zu spüren ist. Für diese Leistung vergibt die Jury gerne das Prädikat “besonders wertvoll“.