Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Ein modernes China voller Gegensätze zeigt Chen Kaige in seinem musikerfüllten, gefühlvollen Film. Mit recht viel Tempo im ersten Teil erzählt und mit Blick auf den Weltmarkt produziert, entfaltet sich die Geschichte des dreizehnjährigen Xiao, eines begabten Violinespielers. Sein Vater, ein liebenswürdiger Tölpel aus der Provinz, will ihm den besten Lehrer verschaffen und ist dafür zu jedem Opfer bereit. Die Großstadt freilich hat für den Heranwachsenden auch andere Verlockungen bereit, etwa die leichtlebige Nachbarin Lili, ein Callgirl mit goldenem Herzen. Schön entwickelt ist das Verhältnis Vater-Sohn und auch das des Schülers zu seinen Lehrern. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Welten ist spannungsvoll und auch farbdramaturgisch inszeniert. Es gibt Humor und viele kleine Alltagsdetails, gelegentlich auch Kitsch und überstrahlte Bilder. Am Ende freilich entgleiten dem Regisseur die wunderbar eingeführten Protagonisten, die Geschichte endet in einem aufgesetzt wirkenden Schlußakkord, der den realitätstüchtigen Film zu einem Rührstück gerinnen läßt.