Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Zwei Freunde wagen das große Abenteuer. Wenn man noch jung ist, in der Provinz lebt und stolz ist, weil das eigene Mofa bis auf 40 km/h beschleunigen kann, dann kann dies eine Fahrt nach Hamburg wert sein. Dort hofft der eine, seine Freundin zu erobern, der andere will eine Karriere als Musiker starten. Diese unschuldige Aufbruchstimmung (nicht umsonst in einer Zeit der Dorfdiscos und Telefonhäuschen angesiedelt) hat Florian Michaelsen atmosphärisch dicht eingefangen. Die Reise mit Zelt und Schlafsack, Dosenbier und kalt gegessenen Ravioli ist mit einem eher zärtlich anmutenden Witz inszeniert. Und wenn die beiden ihre dicken Sprüche kloppen, wird deutlich, dass sie damit ihre Unsicherheit kaschieren wollen. So kommen sie auch überhaupt nicht damit klar, dass ihnen ein Mädchen aus der Patsche eines Motorschadens hilft. Zudem brauchen beide ihr jeweiliges raues Erwachen in Hamburg, um zu erkennen, warum sich die Reise dann doch für sie gelohnt hat. Michaelsen erzählt sehr direkt und bodenständig, aber auch mit schönen Aussparungen. So lässt er etwa offen, ob Tim letzten Endes wirklich an der Haustür seiner Freundin in Hamburg klingelt. WIR SIND BEREIT wirkt wie ein autobiografisches Werk des Regisseurs – so genau trifft er den Tonfall und das Lebensgefühl der beiden Protagonisten.