Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Benjamin Mee hat seine realen Erfahrungen als Buch veröffentlicht. Dieses war ein großer kommerzieller Erfolg. Nun ist in der Regie von Cameron Crowe nach der literarischen Vorlage ein Film entstanden, der einerseits anstrebt, für sein Publikum gute Unterhaltung zu bieten und andererseits auch wirtschaftlichen Gewinn erzielen soll. Eine Minderheit in der FBW-Jury war davon überzeugt, dass dieses Ziel nicht verfehlt wird. Nachvollziehbar ist, dass bei der Bestseller-Verfilmung auf bewährte Mittel zurückgegriffen wird. Herausragende bzw. prominente Darsteller werden aufgeboten – u.a. Scarlett Johansson, Matt Damon und Thomas Haden Church. Und es werden alle Register gezogen, die in diesem Genre üblich sind. Während einzelne Jurymitglieder bestimmte Komponenten der Gestaltung (z.B. zu viele Effekte, zu viel Sentimentalität, zu starke amerikanische Überzeugungen, die im Film zur Geltung kommen) kritisierten, gab es auch starke Fürsprecher: Der Film ist keineswegs zu flach. Bereits die (selbstironische) Setzung beim Einstieg ist nicht uninteressant: Ein erfolgreicher Journalist, der mit männlichem Mut Diktatoren interviewt hat und von Naturkatastrophen aus nächster Nähe berichtete, muss nun eine weitaus schwierigere Aufgabe lösen: Er muss als allein stehender Vater nach dem Tod der geliebten Frau den Alltag mit zwei Kindern bestehen. Dabei macht er vieles falsch – und diese Fehler werden deutlich gezeigt. Trauerarbeit ist nun einmal nicht leicht zu leisten. Aber sind die Sentimentalitäten, die dabei aufkommen, wirklich übertrieben? Ist der Film zu schwülstig? Hat man das schon tausend Mal gesehen? Und vor allem: Sind die jüngsten Zuschauer, die noch nicht über langjährige Kinoerfahrung verfügen, wirklich schon übersättigt mit solch einer Ästhetik? Der Film erschien einigen Jurymitgliedern als zu lang. Aber wird er deshalb langweilig? Die Diskussion verlief kontrovers, aber es gab auch viele konsensfähige Wertungen – zum Beispiel ist der Humor im Film sparsam eingesetzt und intelligent. Für einige Gutachter gehörte auch die Kontroverse zwischen Vater und Sohn (die heftig eskaliert) zu den psychologisch interessanten Aspekten des Films. Zu den geglückten Momenten gehörten für die Jury auch solche, in denen sich der Spruch bewahrheitet: Kindermund tut Wahrheit kund. Die kleine Tochter plaudert beispielsweise aus, dass der Kontrolleur als „Wichser“ bezeichnet wird, aber ihrer Ansicht nach wohl doch keiner ist (quasi analog zu: „der Kaiser ist nackt“ – nur mit positiven Vorzeichen). Die Jury stimmte aufgrund der vorgenannten positiven Aspekte des Films für das Prädikat „wertvoll“.