Winterkinder
Filminfos
Gattung: | Dokumentarfilm |
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Regie: | Jens Schanze |
Drehbuch: | Jens Schanze |
Webseite: | winterkinder-film.de; |
Länge: | 99 Minuten |
Kinostart: | 08.12.2005 |
Verleih: | Sunfilm |
Produktion: | Jens Schanze, Jens, Filmproduktion, Hochschule für Fernsehen und Film München; BR; 3sat; ZDF; |
FSK: | 0 |
Förderer: | HFF München |
Jury-Begründung
Eine Familie begegnet ihrer Vergangenheit, weil der jüngste Enkel nachfragt. Es ist der Filmemacher selbst, und seine Mutter hat sich bereit erklärt, sich ihrem lange toten Vater anzunähern, der Leiter eines Bergwerks in Niederschlesien und überzeugtes nationalsozialistisches Parteimitglied (seit 1933) war. Die Mutter selbst ist 1933 geboren, spielte als Mädchen im Lazarett Akkordeon für verletzte Soldaten, erlebte 1945 Flucht und Vertreibung und den Feuerbrand von Dresden. All das war nie Thema gewesen in der Familie – bis jetzt vor der Kamera darüber geredet wird. Das ist nicht immer ein Reden, da ist viel beredtes Schweigen, Unsicherheit, Beklemmung, Angst vor Verletzung sowie Verharmlosung und private Perspektive: „Wenn man Kinder erzieht, will man ja auch fröhlich sein“, sagt die Mutter, oder: „Nazi find’ ich nicht so schön, ich würd’ sagen Nationalsozialist.“Aus dem Schweigen wird ein Familien-Prozess der Annäherung aneinander. Viele bewegende Momente zeigt die Kamera, auch den Besuch der alten Wohnung in Niederschlesien und den Gang der Familie zum nahegelegenen KZ Groß-Rosen. All das ist unspektakulär. Aber beeindruckend und authentisch. Manche Länge, Unsicherheit und filmische Unebenheit tritt hinter dem Gesamteindruck zurück. Der sensible Film läßt seinen Personen und auch den Zuschauern Raum – und er macht an einem alltäglichen Beispiel deutlich, welches tiefe private Schweigen jenseits der Medien (Bücher, Filme) über der deutschen Vergangenheit liegt.