Filmplakat: Wind

FBW-Pressetext

Eine steife Brise zieht über das Land. So heftig weht der Wind, dass ein normaler Spaziergang am Strand schon gar nicht mehr möglich ist. Aber der Mensch wäre nicht soweit gekommen, wenn er nicht die Kunst der Anpassung beherrschen würde. Ob Friseur, Barmann, oder Hundebesitzer – sie alle lernen, mit dem Wind zu leben. Er stört zwar oft. Aber wäre wirklich alles besser, wenn er plötzlich aufhören würde? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – eine schöne, klare und so wahre Aussage, die der Animationsfilm von Robert Löbel hier zeigt. Doch selten gelingt es, so herrlich amüsante und treffende Bilder wie hier dafür zu finden. Von Mal zu Mal steigert sich die Absurdität der Situationen. Die Zeichnung sind auf die wesentlichen Elemente reduziert, die dafür dann umso deutlicher herausgearbeitet werden. WIND ist Statement, Satire, Beobachtung in einem. Den Spiegel hält der Film uns allen vor. Denn als für einen Moment die Windstille einkehrt, merkt man schnell, dass das Absurde auch schnell zum Normalen wird. Und es im Grunde keiner einfach haben will. Weil das Komplizierte viel mehr Spaß macht. Eine tolle Idee, pfiffig umgesetzt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Robert Löbel
Musik:David Kamp
Länge:3 Minuten
Verleih:Kurzfilm Verleih Hamburg
Produktion: Robert Löbel

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Existenz wird hier auf einen einzigen, elementaren Zustand reduziert: Es herrscht (im wahrsten Sinne des Worte) ein ständiger, sehr starker Wind, an den die Menschen sich einfallsreich angepasst haben. Das wird anhand von witzigen, zum Teil surrealen Beispielen durchdekliniert: Die Kinder lässt man hier wie Drachen an Fäden fliegen, Tischtennis kann man nur alleine spielen, weil der Ball immer zurückgetrieben wird, ehe er den Gegner erreichen kann. Bier wird in der Horizontalen eingeschenkt und getrunken und man braucht einen großen Vorrat an Hüten - oder eine neue Kopfform, die sie daran hindert wegzufliegen. Dem inhaltlichen Minimalismus entspricht auch die sparsame, doch sehr effektive Animation. Die Figuren sind als „Kastenmenschen“ gezeichnet - wohl auch, weil sie ständig dem Wind Widerstand bieten müssen. Und WIND ist auch ein schönes Beispiel für die Wirkung des Tons, denn das durchdringende und laute Rauschen des Windes verstärkt die Wirkung der Bilder erheblich. Schließlich wird gezeigt, dass der Wind von einer großen Maschine erzeugt wird, und als diese abgestellt wird, führt dies zu kleinen, auch sehr komischen Katastrophen. Doch dann wirft nach einem Schicht- oder Machtwechsel ein Nachfolger die Maschine und den Wind wieder an. Man kann den Film als Metapher für die Anpassungsfähigkeit des Menschen und die Macht eines alle und alles beeinflussenden Systems lesen, und so hat dieses in Form und Inhalt sehr originelle Werk auch eine beachtliche philosophische Tiefe.