Willenbrock

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Neo-Realismo anno 2005. Ein Film mit Lust an der deutschen Wirklichkeit, prall mit Leben gefüllt. Ein Film mit viel Erkenntnismehrwert und einer ausnehmend schönen Filmmusik. Ein Fest der Wahrnehmungssinne, ein Reichtum des Erzählens, ein genaues Beobachten sozialer Milieus, eine Souveränität der Bildsprache und der filmischen Mittel sowie großartige darstellerische Leistungen bietet Andreas Dresens brillianter Spielfilm. Nach der Romanvorlage von Christoph Hein ist ein zu hundert Prozent auf die Welt neugieriger Film entstanden, bemerkenswert die Adaption und bewundernswert kamera-orientiert die Erzählstrategie.
Gesten, Blicke, Untertöne – alles in diesem reichhaltigen Film ist stimmig, vielschichtig, präzise: Ausstattung, Licht, Kamera, Montage, Tempo, Psychologie, Dialogwitz, Lebensklugheit. Winzige und wohlüberlegte Expositionen reichen, um Figuren zu umreißen. Thilo Prückner zum Beispiel, als Nachwächter mit einer schönen Tochter, ist schon lange nicht mehr in einem deutschen Spielfilm so präsent gewesen. Regisseur Andreas Dresen versteht es, Darsteller zu führen, das ist keine Frage. Und so gibt er dem deutschen Kino jetzt den herausragenden Axel Prahl als Gebrauchtwagenhändler Bernd Willenbrock aus Magdeburg, den ein brutaler Überfall aus der Bahn und aus seinem auch amourös gut gepolsterten Leben wirft.