Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Die alte Sitte, daß die Braut bei der Hochzeit entführt wird, findet in diesem kleinen Drama ihre Überhöhung. Der frühere Liebhaber fährt die junge Frau gefesselt und geknebelt zu einen abgelegenen Kiessee und will sie nach dieser drastischen und wenig romantischen Entführung überzeugen, zu ihm zurückzukehren. Was dann folgt gleicht einem Tanz, bei dem die beiden sich ständig einander nähern und dann wieder voneinander entfernen. Am Ende zieht die junge Frau die einzig mögliche Konsequenz und verläßt ihren früheren Freund - ein schmerzlicher Abschied in mehrfacher Hinsicht. Beeindruckend sind die schauspielerische Wandlungsfähigkeit vor allem der Darstellerin der Braut und der atmosphärisch gut gewählte Schauplatz dieser fast surreal anmutenden Liebes- bzw. Leidensgeschichte vor der Kulisse eines Baggersees. Dennoch stimmen Form und Dramaturgie nicht immer schlüssig überein, was den Eindruck erweckt, daß die Handlung auf zwei unterschiedlichen Ebenen abläuft. Auch die Reaktionen der beiden Protagonisten erscheinen psychologisch nicht immer nachvollziehbar, selbst wenn das konsequente Ende des Films dann doch logisch erscheint.