Whity

1970

Jurybegründung

Maßgebend für die Prädikatserteilung war in erster Linie die unbestreitbare Stilreinheit dieses Filmes, die auch dann, wenn man Fassbinders Stil als Manierismus sterilen Film ansehen möchte, unbestreitbar ist. Positiv bewertet wurde auch Fassbinders Versuch, kein Psychogramm oder Soziogramm des zwischenmenschlichen Beziehungen zu geben, sondern ( die Anklänge der Fellini, Pasolini und Brecht sind unübersehbar) die Parabelhaftigkeit des Geschehens zeitlupenhaft zu zelebrieren. Insofern wurde für die Prädikatisierung geltend gemacht, dass hier in einem sehr weiten politischen Sinne ein Aufruf zu Vefreiung des Bewusstseins ergeht, der sich gerade nicht auf die Gesellschaft als Ganzes richtet, sondern sich an die unterprivilegierten Außenseiter einer morbiden bürgerlichen Gesllschaft wendet, dies aber nicht an konkreten Personen, sondern ( das zeigt sich an den Schminkformen wie an der Bildgestaltung) an Gestalten demonstriert, die aus einem Wachsfigurenkabinett zu stammen scheinen. Diese zur Beobachtung zwingende Betrachtungsweise zeigt sich auch in der differenzierten und gleichzeitig manieritscihen Verwendung der Farbe, an den weitläüfigen Bildern und ihren häufigen, das Herausgehobene akzentuierte Rahmungen. Selbst die für einen psychologisch gemeinten Film viel zu späte Peripetie erweist sich in diesem Zusammenhang als ein Element des Stilwillens, dem es nicht im üblichen Sinne darum geht, ein sensibles Publikum anzusprechen, sondern darum, neue Sensibilitäten zu erzwingen. So ist die Stilreinheit dieses Filmes von einer " penetranten Verdeutlichung" charakterisiert, die es dem Betrachter einerseits schwer macht, sich dem Film zu entziehen, und andererseits die Gefahr, dass er sich ihm entziehen will und entzieht, immer in sich trägt. Dies zeigt sich deutlich auch in dem differnezierten Abstimmungsergebnis des Ausschusses.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Rainer Werner Fassbinder
Darsteller:Ron Randall; Katrin Schaake; Ulli Lommel; Hanna Schygulla; Harry Bär; Günther Kaufmann
Drehbuch:Rainer Werner Fassbinder
Kamera:Michael Ballhaus
Schnitt:Thea Eymèsz; Franz Walsch
Musik:Peer Raben
Länge:102 Minuten
Produktion: Atlantis Film GmbH, X-Film GmbH;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Maßgebend für die Prädikatserteilung war in erster Linie die unbestreitbare Stilreinheit dieses Filmes, die auch dann, wenn man Fassbinders Stil als Manierismus sterilen Film ansehen möchte, unbestreitbar ist. Positiv bewertet wurde auch Fassbinders Versuch, kein Psychogramm oder Soziogramm des zwischenmenschlichen Beziehungen zu geben, sondern ( die Anklänge der Fellini, Pasolini und Brecht sind unübersehbar) die Parabelhaftigkeit des Geschehens zeitlupenhaft zu zelebrieren. Insofern wurde für die Prädikatisierung geltend gemacht, dass hier in einem sehr weiten politischen Sinne ein Aufruf zu Vefreiung des Bewusstseins ergeht, der sich gerade nicht auf die Gesellschaft als Ganzes richtet, sondern sich an die unterprivilegierten Außenseiter einer morbiden bürgerlichen Gesllschaft wendet, dies aber nicht an konkreten Personen, sondern ( das zeigt sich an den Schminkformen wie an der Bildgestaltung) an Gestalten demonstriert, die aus einem Wachsfigurenkabinett zu stammen scheinen. Diese zur Beobachtung zwingende Betrachtungsweise zeigt sich auch in der differenzierten und gleichzeitig manieritscihen Verwendung der Farbe, an den weitläüfigen Bildern und ihren häufigen, das Herausgehobene akzentuierte Rahmungen. Selbst die für einen psychologisch gemeinten Film viel zu späte Peripetie erweist sich in diesem Zusammenhang als ein Element des Stilwillens, dem es nicht im üblichen Sinne darum geht, ein sensibles Publikum anzusprechen, sondern darum, neue Sensibilitäten zu erzwingen. So ist die Stilreinheit dieses Filmes von einer " penetranten Verdeutlichung" charakterisiert, die es dem Betrachter einerseits schwer macht, sich dem Film zu entziehen, und andererseits die Gefahr, dass er sich ihm entziehen will und entzieht, immer in sich trägt. Dies zeigt sich deutlich auch in dem differnezierten Abstimmungsergebnis des Ausschusses.