Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Beeindruckend an dieser Abschlussarbeit der Hochschule Darmstadt ist die ungewöhnliche Kameraarbeit. Veronica Paradiso erzählt ihre Geschichte fast nur in oft extremen Nahaufnahmen, die Totalen in den 28 Filmminuten kann man an den Fingern einer Hand abzählen. In einigen Sequenzen nutzt sie auch Mittel des Experimentalfilms, indem sie etwa Bild und Ton in einer Montage zerstückelt, um so deutlich zu machen, wie erschüttert ihre Protagonistin in besonderen Situationen ist. Die 27jährige Kayleen, aus deren Perspektive der Film weitgehend erzählt wird, lebt ungebunden ihre Sexualität aus, muss aber eine existentielle Entscheidung treffen, nachdem sie zuerst ungewollt schwanger wird und dann erfährt, dass sie Krebs in einem sehr vorgeschrittenen Stadium hat. Paradiso kommt ihr durch ihre Inszenierung sehr nahe, die Darsteller agieren bis in die Nebenrollen hinein sehr glaubwürdig und intensiv. Paradiso spielt hier souverän auf verschiedenen Registern. So arbeitet sie mit der Metapher des Zauberwürfels ohne dass dies je wie eine Kopfgeburt wirken würde. Sie kann auch bei einer längeren Sequenz, in der ihre Heldin völlig zusammenbricht, die Schauspielerin so führen, dass die Szene erstaunlich authentisch wirkt. Der einzige Kritikpunkt der Jury ist das unnötig kompliziert erzählt Ende, aber davon abgesehen ist dies der sowohl stilistisch wie auch inhaltlich überzeugende Film eines vielversprechenden Talents.