Wenn nicht ich, dann Du

Filmplakat: Wenn nicht ich, dann Du

FBW-Pressetext

Kayleen ist 27 Jahre alt und holt gerade ihr Abitur nach. Pläne für die Zukunft hat sie nicht, und auch die Beziehung zu ihrem Mitschüler Alek ist nichts, was sie ernsthaft vorantreiben möchte. Als Kayleen von Alek schwanger wird, entscheidet sie sich sofort für eine Abtreibung. Doch dann erhält sie vom Arzt eine weitere Diagnose, die alles verändert. Der Abschlussfilm von Veronica Paradiso an der Hochschule Darmstadt überzeugt unter anderem durch seine beeindruckenden Aufnahmen. Die Kamera von Kübra Arslangilay ist immer ganz nah bei der Hauptfigur, deren Konflikt Bolor Gansuh mit überzeugender Expressivität spielt. Kayleen ist nicht auf den ersten Blick sympathisch, ein sperriger, distanziert wirkender Charakter. Und doch gelingt es dem Film, dem Zuschauer große Empathie mit Kayleens Situation zu ermöglichen, was auch an der sehr dichten und realistisch anmutenden Erzählatmosphäre, dem Spiel mit Licht und Farbe und dem offenen Schluss liegt, der keine eindeutige Interpretation vorgibt. Überzeugendes Kurzfilmkino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Veronica Paradiso
Darsteller:Bolor Gansuh; Aleksan Cetinkaya; Safak Gezi; Carsten Wendel; Havva Avci
Drehbuch:Veronica Paradiso
Kamera:Kübra Arslangilay
Schnitt:Veronica Paradiso
Musik:Dennis Opoku
Länge:28 Minuten
Produktion: Veronica Paradiso, Hochschule Darmstadt;
Förderer:HessenFilm und Medien; Hochschule Darmstadt

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Beeindruckend an dieser Abschlussarbeit der Hochschule Darmstadt ist die ungewöhnliche Kameraarbeit. Veronica Paradiso erzählt ihre Geschichte fast nur in oft extremen Nahaufnahmen, die Totalen in den 28 Filmminuten kann man an den Fingern einer Hand abzählen. In einigen Sequenzen nutzt sie auch Mittel des Experimentalfilms, indem sie etwa Bild und Ton in einer Montage zerstückelt, um so deutlich zu machen, wie erschüttert ihre Protagonistin in besonderen Situationen ist. Die 27jährige Kayleen, aus deren Perspektive der Film weitgehend erzählt wird, lebt ungebunden ihre Sexualität aus, muss aber eine existentielle Entscheidung treffen, nachdem sie zuerst ungewollt schwanger wird und dann erfährt, dass sie Krebs in einem sehr vorgeschrittenen Stadium hat. Paradiso kommt ihr durch ihre Inszenierung sehr nahe, die Darsteller agieren bis in die Nebenrollen hinein sehr glaubwürdig und intensiv. Paradiso spielt hier souverän auf verschiedenen Registern. So arbeitet sie mit der Metapher des Zauberwürfels ohne dass dies je wie eine Kopfgeburt wirken würde. Sie kann auch bei einer längeren Sequenz, in der ihre Heldin völlig zusammenbricht, die Schauspielerin so führen, dass die Szene erstaunlich authentisch wirkt. Der einzige Kritikpunkt der Jury ist das unnötig kompliziert erzählt Ende, aber davon abgesehen ist dies der sowohl stilistisch wie auch inhaltlich überzeugende Film eines vielversprechenden Talents.