Wenn die Bäume zurückkehren
FBW-Pressetext
Unter Kindern erzählen sie sich, dass Werwölfe nach Island zurückgekehrt sein sollen. So wie es einst auch Bäume auf der kargen Insellandschaft gegeben haben soll. Wikinger haben sie einst gerodet doch nun sprießen sie wieder. Als sich in einer Vollmondnacht Blut im Bett der Schwester findet, glaubt der jüngere Þröstur, dass die Geschichten stimmen. Wie die Bäume, kehren auch die Werwölfe zurück. Berglind Thrastardottir zeichnet einen wahrhaft mystischen wie auch bildgewaltigen Kurzspielfilm über das Überqueren der Schwelle ins Erwachsenenalter und vermischt dabei kindliche Fantasien, die Unberührtheit der Natur und die Ängste und mitunter Irrungen um die erste Regelblutung zu einer fantastischen Erzählung, die viele schwere Themen sehr viel leichter erscheinen lässt. Dabei kommt der Film fast gänzlich ohne die Erwachsene Perspektive aus und überlässt den Kindern den Umgang mit den Unsicherheiten, denen sie schließlich mit viel Kraft gemeinsam begegnen. All das geschieht gänzlich im Einklang mit der monumental fotografierten Natur Islands, das als eigener Charakter, fast schon als Figur der Natur im Film zum Spielpartner für die Kinder wird. Ein Film so unbändig und kraftvoll wie ein heulender Wolf im Wind.Filminfos
Gattung: | Kurzfilm |
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Regie: | Berglind Thrastardottir |
Darsteller: | Fróði Þrastarson; Auður Mjöll Hreiðarsdóttir; Baldur Björn Arnarsson |
Drehbuch: | Berglind Thrastardottir |
Kamera: | Alina Albrecht |
Schnitt: | Berglind Thrastardottir |
Musik: | Koenraad Ecker |
Webseite: | berglind-thrastardottir.com; |
Länge: | 15 Minuten |
Produktion: | Berglind Thrastardottir |
Jury-Begründung
Eine wahre Erlebnisreise der Sinne offenbart sich allen, die sich auf die mystische Erzählung dieses Kurzfilmes einlassen: Sounddesign und Bildgestaltung, Inszenierung, Locations und Besetzung – alles arbeitet Hand in Hand, um etwas schwer greifbarem Ausdruck zu verleihen. Veränderung, das ist das zentrale Thema von WENN DIE BÄUME ZURÜCKKEHREN. Und zwar nicht selbstgewählte, positiv gestaltete Veränderung, sondern das plötzlich und unabänderliche Hereinbrechen unkontrollierbarer Neuerungen.Der Kern dieser schwebenden Erzählung ist sehr handfest: Die Schwester bekommt ihre erste Regelblutung und der Bruder versteht die Welt nicht mehr. Deshalb konstruiert er sich eine eigene Erklärung: Sie muss ein Werwolf sein! Der einzige weibliche, wie es scheint.
Auch in diesem Motiv wird die Veränderung manifestiert, die Schwester als Fabelwesen und das Unerklärliche als Mythos. Gepaart mit dem Thema des Klimawandels, erhält die konzentrierte Geschwister-Geschichte eine globale Dimension.
Trotz der klugen und präzise gewählten Analogien und darauf streng abgestimmter filmischen Form wirkt der Kurzfilm nicht hermetisch. Vielmehr lässt WENN DIE BÄUME ZURÜCKKEHREN Interpretationsräume zu, die ein Publikum ab dem höheren Grundschulalter dazu einladen, diesen wunderbaren Kurzfilm auch ein zweites oder weitere Male zu erkunden.
Die FBW-Jury vergibt einstimmig das Prädikat „besonders wertvoll“.