We Will Survive

Filmplakat: We Will Survive

FBW-Pressetext

Das „Julie-Roger-Haus“ in Frankfurt ist anders als übliche Wohneinrichtungen für ältere Menschen. Denn wo so oft Sexualität und Sinnlichkeit im Alter eine nur noch kleine Rolle spielen, so wird sie hier gefeiert – in jeder Form und Couleur. Ob nun ein Stripper als Geburtstagsgeschenk, Weihnachtskekse in Form von primären Geschlechtsteilen oder auch die offen gelebte Homosexualität von Betreuern und dort Lebenden: Im Julie-Roger-Haus werden das Leben und die Liebe großgeschrieben. Und dafür ist das Alter ganz egal. Schon der Einstieg in WE WILL SURVIVE von Regisseurin Nele Dehnenkamp ist ungewöhnlich. Und die knapp 29 Minuten zeigen, dass in dem von ihr porträtierten „Altersruhesitz“ so gar nichts ruhig und erwartbar ist. Man spürt in jeder Minute, auch dank der charismatischen und lebenserfahrenen Protagonisten, wie sehr der Umgang der Menschen miteinander von Respekt, Wärme und echter Zuneigung geprägt ist. Das Setting selbst trägt einen großen Anteil an der positiven Stimmung, die der Film vermittelt. Denn im Julie-Roger-Haus finden sich Porträtbilder von Schauspiel- und Gesangsstars, da findet sich Edles neben Knallbuntem, Stil neben Kitsch. Alles wirkt organisch und harmonisch. WE WILL SURVIVE behandelt die gesellschaftlich so relevante Thematik des Lebens im Alter angstfrei und voller lebensbejahender Energie. Und dies lässt das Porträt mit dem Porträtierten zu einer inspirierenden filmischen Einheit verschmelzen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Nele Dehnenkamp
Drehbuch:Nele Dehnenkamp
Kamera:Bo-Christian Riedel-Petzold
Schnitt:Jana Briesner
Musik:Benedikt Immerz
Länge:28 Minuten
Verleih:Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Film beginnt mit der Erfüllung eines großen Wunschs: Eine Hundertjährige möchte zu ihrem Geburtstag noch einmal einen jungen nackten Mann sehen. Und so gibt es im Altersheim eben eine Stripteaseshow. Ein ungewöhnlicher Einstieg, den die Regisseurin Nele Dehnenkamp hier wählt, und auch sonst entspricht in WE WILL SURVIVE nichts den Erwartungen und Befürchtungen, die sich beim Thema Alterspflege aufdrängen. Im Frankfurter „Julie Roger Haus“ ist alles anders. „Wir nennen es Haus statt Heim“, sagt der Leiter Armin Blum, der offen seine Homosexualität auslebt und dem es wichtig ist, dass auch die ihm anvertrauten Senioren ein erfülltes Liebesleben haben. Diese Seniorenresidenz wirkt wie ein utopischer Ort, und so präsentiert die Filmemacherin ihn auch. Das Haus ist mit Bildern von alten Filmstar an den Wänden liebevoll im Stil der 1950er Jahre eingerichtet, und die Kamera zelebriert die sehr häusliche, fast familiäre Atmosphäre, die dort herrscht. Weihnachtskekse werden gemeinsam von Pflegern und Gepflegten gebacken, und mit kleinen männlichen Geschlechtsteilen verziert. Die Stimmung im Haus wird von einer fröhlichen Toleranz und Lebensfreude bestimmt. Nele Dehnenkamp hat sowohl unter den Pflegekräften wie auch unter den Senioren Protagonisten gefunden, die gut erzählen können und mit einigen Sätzen oder Geschichten auf den Punkt bringen, was die Qualitäten dieser Einrichtung ausmacht. WE WILL SURVIVE ist stilistisch aus einem Guss, mit einem guten Timing geschnitten, die Kamera fängt entscheidende Details ein (wie etwa den Haushund, der sich von allen seine Streicheleinheiten abholt) und arbeitet mit einem stimmigen Konzept. Dies ist ein absolut überzeugendes Feel-Good-Movie aus einem Altersheim.