Was wahrscheinlich passiert wäre, wäre ich nicht Zuhause geblieben

Filmplakat: Was wahrscheinlich passiert wäre, wäre ich nicht Zuhause geblieben

Kurzbeschreibung

Dinge, Worte, Menschen - alles dreht sich im Kreis. Fünf Leute, ein Wohnzimmer. Draußen auf der Straße werden Autos angezündet. Aus der Küche kommt kein guter Geruch. Passiv-aggressive Bohemiens und kläglicher Straßenkampf, durch Altbaumauern hindurch im ideologischen Resteessen vereint.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Willy Hans
Darsteller:Anne Rohde; Hauke Heumann; Victoria Schulz; Felix Maria Zeppenfeld; Rabea Schubert; Anthoula Bourna
Drehbuch:Willy Hans
Kamera:Paul Spengemann
Schnitt:Willy Hans
Musik:Beethofen; Frankum
Webseite:spengemanneichberggoldkamphans.de;
Länge:20 Minuten
Produktion: Spengemann, Eichberg, Goldkamp & Hans Produktion, Fünferfilm Krause & Scheuffele GbR;
FSK:0
Förderer:FFA; BKM; MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Worum es Willy Hans in seinem Kurzfilm geht, ist nicht ganz leicht zu erfassen: Er setzt ein mit einer Krawalltat auf der Straße – Jugendliche schlagen mit Baseballschlägern ein Auto kaputt – um dann nach dem Titel "Was wahrscheinlich passiert wäre, wäre ich nicht zuhause geblieben" – in Aufnahmen aus Innenräumen zu wechseln. Dort sitzen Menschen in wechselnden Konstellationen zusammen und unterhalten sich – über Aktuelles, Banales-Alltägliches, Politisches. Die Gespräche sind ausgesprochen naturalistisch und authentisch inszeniert und wirken gut auf den Punkt improvisiert. Dazwischen gibt es noch einmal Aufnahmen aus Innenräumen, diesmal leer, während eine Stimme auf Englisch aus dem Off selbstreflexive Sätze sagt.

Die Jury erschloss sich daraus ein Porträt zweier Parallelwelten: einer intellektuellen, diskurs-bestimmten Innen- und einer aktivistischen, chaotischen Außenwelt. Der Film wirkt ausgesprochen ambitioniert, dadurch aber zugleich auch elitär und verschließt sich vor allzu einfachen Interpretationen. Formal verrät er einen distinkten Gestaltungswillen – 4:3-Format; 16 mm-Film –, mit durchdachten Musikeinsatzen und Schnittfolgen. Er entwickelt dabei auch etwas Hypnotisches – Teile der Jury waren beispielsweise angetan von den Porträts der Zimmerpflanzen –, und es zeigt sich eine absolute Offenheit für Interpretation und Reflexion. Die Jury stellte sich die Frage: Handelt es sich hier um einen zynischen Film? Ist er eine Kritik an der Besserwisserperspektive, die alles zerredet? Und genau diese Offenheit legte die Jury positiv aus. Weniger überzeugt zeigte sie sich von der Notwendigkeit des englischen Off-Textes und überhaupt vom störenden Widerspruch zwischen beobachtendem und zeigendem Gestus, der den Film schlussendlich kennzeichnet. In Abwägung aller Argumente und in Anerkennung der dargelegten Qualitäten zeichnet die Jury den Film gerne mit dem Prädikat „wertvoll“ aus.