Was geschah am Montag?

Filmplakat: Was geschah am Montag?

FBW-Pressetext

In einer nicht allzu fernen Zukunft nimmt die Überbevölkerung der Erde drastisch zu. Um die ultimative Katastrophe zu verhindern, beschließt die Regierung die sogenannte Ein-Kind-Regelung. Ab dem Zweitgeborenen muss jedes Kind abgegeben und in einen künstlichen Kryo-Schlaf versetzt werden – bis die Welt soweit ist, für wirklich alle genügend Ressourcen bereitstellen zu können. Als in einem Krankenhaus kurze Zeit später Siebenlinge geboren werden, weiß ihr Großvater Terrence, dass er nun schnell handeln muss, nachdem bei der Geburt seine eigene Tochter Karen gestorben ist. Er nimmt alle sieben mit nach Hause und zieht sie dort groß. Jede der Schwestern erhält den Namen eines Wochentages – und darf auch nur entsprechend an jenem Tag als Karen Settman nach draußen gehen. Dreißig Jahre später leben alle sieben Schwestern noch immer zusammen. Und dennoch gibt es weiterhin für die Außenwelt nur eine Karen. Bis eines Tages Monday nicht mehr nach Hause kommt. Und das gemeinsame Geheimnis aufzufliegen droht. Schon die Ausgangsstory von WHAT HAPPENED TO MONDAY? von Tommy Wirkola klingt faszinierend und erinnert an viele klassische Science-Fiction-Dystopien. Und doch ist eine der Stärken des Thrillers, dass neben einer auch visuell beeindruckenden Zukunftsvision auch viele aktuelle Themen wie Überbevölkerung, Zwei-Klassen-Gesellschaft oder Genmanipulation angesprochen werden. So kann der Zuschauer direkt an die Geschichte andocken und der Heldin des Films, Karen Settman, mit atemloser Spannung folgen. Noomi Rapace gelingt das fulminante Kunststück, gleich sieben Charaktere darzustellen, die sich in Kostüm und Maske zwar unterscheiden, doch deren wahre Prägung Rapace erst durch kleine feine Verschiebungen in ihrer Mimik und Gestik deutlich macht. Als Zuschauer wird man von Minute zu Minute stärker hineingezogen in den Sog der geschickt verwobenen Geschichte, an deren Ende ein von hoher Action und Gewalt geprägter Showdown steht. WHAT HAPPENED TO MONDAY? ist ein klug gebauter und clever erzählter Actionthriller, der von einer Welt von morgen erzählt und dabei wichtige Fragen von heute stellt.

Filminfos

Gattung:Science-Fiction; Spielfilm
Regie:Tommy Wirkola
Darsteller:Noomi Rapace; Glenn Close; Robert Wagner; Willem Dafoe; Marwan Kenzari
Drehbuch:Max Botkin; Kerry Williamson
Kamera:José David Montero
Schnitt:Martin Stoltz
Musik:Christian Wibe
Länge:124 Minuten
Kinostart:12.10.2017
Verleih:Splendid Film
Produktion: Nexus Factory, Raffaella Productions; Title Media; Vendome Pictures; SND Films;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat wertvoll verliehen.

WHAT HAPPENED TO MONDAY? ist ein dystopischer Science Fiction-Thriller in der Tradition von SOYLENT GREEN, IN TIME und MINORITY REPORT, der auf clevere Weise die aktuelle Problematik der Überbevölkerung mit einer schauspielerischen Tour de Force verbindet, in der die schwedische Schauspielerin Noomi Rapace alle sieben Charaktere auf nuanciert unterschiedliche Weise darstellt.
2073, in einer Zeit, in der Überbevölkerung und Hungersnot die Regierungen gezwungen haben, eine drastische Ein-Kind-Politik zu etablieren, leben sieben identische Schwestern eine geheime Existenz in der Wohnung ihres Großvaters (Willem Dafoe). Das Ministerium, das von der radikalen Nicolette Cayman (Glenn Close) geleitet wird, erzwingt eine strenge familienplanende Agenda, der sich die Schwestern widersetzen, indem sie abwechselnd die Identität einer einzigen Person übernehmen: Karen Settman. Unterrichtet von ihrem Großvater, der sie nach den Wochentagen benannt hat, kann jede einmal wöchentlich im Rahmen der gemeinsamen Identität nach draußen gehen, ist aber letztlich nur frei im gemeinsamen Gefängnis. Bis eines Tages Monday nicht nach Hause kommt. Die Suche nach ihr löst eine Eskalation der Gewalt aus, der die Schwestern nach und nach zum Opfer fallen, nicht ohne allerdings Caymans düsteres Geheimnis aufzudecken: Statt die ‚überzähligen‘ Kinder nur einzufrieren, werden diese eingeäschert – eine Wendung, die an den Klassiker SOYLENT GREEN anknüpft.
Es gelingt dem norwegischen Genreregisseur Tommy Wirkola, zunächst eine dichte Atmosphäre in der heimischen Wohnung der sieben Schwestern zu inszenieren, in der sich die komplexen Verhältnisse der sehr unterschiedlichen Frauen zueinander abbilden. In der zweiten Hälfte des Films geht die Spannungsdramaturgie in gewalttätigen Verfolgungsjagden auf, die spannend inszeniert sind.
Produzentin Raffaella de Laurentiis setzt in diesem Genrefilm mit hohen Production Values das Konzept ihres Vaters fort, europäisch basierte internationale Produktionen mit Blockbusterpotential zu produzieren. Innerhalb des Genres kann dieser Film als erfreulicher Vertreter betrachtet werden, der sowohl als Schauspielerfilm wie auch als zeitkritischer Thriller funktioniert. Allerdings teilt er auch die Schwächen seiner amerikanischen Entsprechungen: dramaturgische Lücken und Unwahrscheinlichkeiten fallen gelegentlich auf, die aber, so scheint es, in Kauf genommen wurden, um Plotpoints zu platzieren.
Die Jury bewertet die Relevanz des Themas und die Virtuosität der schauspielerischen Leistungen in diesem Film als erfreulich und ungewöhnlich in generischem Kontext. Die Form der gewaltbasierten Actiondramaturgie rechtfertigt sich, um die Ernsthaftigkeit der Thematik einem möglichst großen Publikum spannend zugänglich zu machen.
Die Jury vergibt daher eingedenk der marginalen dramaturgischen Schwächen und aufgrund der deutlichen Stärken das Prädikat wertvoll.