Was du nicht siehst

Kinostart: 07.07.11
2009
Filmplakat: Was du nicht siehst

FBW-Pressetext

Alles andere als ein idyllischer Familienurlaub: Anton (gespielt von Nachwuchstalent Ludwig Trepte) muss sich nach dem Tod seines Vaters in der Bretagne nicht nur dem schwelenden Konflikt mit dem neuen Freund seiner Mutter stellen, sondern sich durch das ungewöhnliche Zusammentreffen mit den Nachbarn David und Katja auch seine Isolation und Passivität eingestehen. In hochgradig ästhetisierenden Bildern, durchsetzt von surrealen Elementen und Anspielungen, wird sein Kampf um Identifikation und Identität geschildert. Es knistert in den angespannten Beziehungsgeflechten. Besonders hervorzuheben ist die konsequent aufrechterhaltene Erzählung auf ungewöhnlicher Ebene, die den Bezug zu realen Jugendproblematiken an keiner Stelle verliert und zu unterschiedlichen Interpretationen einlädt. Ein gelungenes Konzept, höchst eindringlich von einer glänzenden Kamera umgesetzt.

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Wolfgang Fischer
Darsteller:Bibiana Beglau; Frederick Lau; Alice Dwyer; Ludwig Trepte
Drehbuch:Wolfgang Fischer
Weblinks:filmfriend.de;
Länge:85 Minuten
Kinostart:07.07.2011
Verleih:W-film
Produktion: Lichtblick Film- und Fernsehproduktion GmbH, Stalker Film
FSK:0
Förderer:BKM; Filmstiftung NRW; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Mit betörenden, höchst ästhetisisierenden Bildern von teilweise surrealer Anmutung gelingt dem Film ein bemerkenswertes Stück Kino, das man länger nicht in deutschen Filmtheatern gesehen hat. Dank herausragender Kameraführung, licht- und schattenreicher Bildgestaltung, die auch schwierige Gegenlichtaufnahmen nicht scheut, entstanden außergewöhnlich schöne kinogerechte Bilder für die große Leinwand.

Lange Passagen mit feiner Geräuschkulisse stehen im Wechsel mit Passagen von lärmender Stille. Auf diese Weise unterstreicht die Tonspur subtil eine düstere Geschichte um den jugendlichen Anton, der in einem Ferienhaus an der rauen Atlantikküste im gemeinsamen Urlaub mit der Mutter und deren neuen Freund den Tod des Vaters hinter sich zu lassen versucht. Zwischen allen Beteiligten knistert es unheilvoll und die Spannung ist förmlich mit den Händen zu greifen: Zwischen Anton, der Mutter und deren Freund, der kein Vaterersatz sein kann, zwischen Anton und seinem neuen Freund David, der anscheinend alles an Wildheit und Nonkonformität inne hat, was er selbst gern hätte, noch mehr aber zwischen ihm und Katja, die er begehrt. Und natürlich ist Anton nicht allein mit seinen wirren Gefühlen, hin und hergerissen zwischen Loyalität und Widerstand. Auch die anderen Beteiligten verfolgen eigene Interessen, die nicht im Einklang mit denen der anderen stehen. Nach einer alptraumhaften Odyssee durch die Abgründe seiner eigenen Seele findet sich Anton in einer erschreckenden Realität wieder.

Von einigen Juroren wurde kritisiert, dass die Inszenierung teilweise zu künstlich sei und allzu häufig vorhersehbaren Mustern entspräche. Drehorte und Ausstattung, sowie die Besetzung der Schauspieler folgten eher einem festgelegten Design und der musikalische Einsatz des Mädchenchors als Vorbote drohenden Unheils sei allzu stereotyp.

Dem widersprach die Mehrheit der Jury. Sie bewertet die genannten Aspekte als Teil eines konsequent umgesetzten, gelungenen Konzepts. Die Inszenierung überzeugt mit ihren stimmigen Dialogen und der Besetzung, die perfekt auf die jugendliche Zielgruppe ausgerichtet ist.

Die Jury vergab daher das Prädikat wertvoll.