Filmplakat: Wagah

FBW-Pressetext

Die Nachbarländer Pakistan und Indien werden durch eine undurchdringliche Mauer getrennt, die nur einen Übergang hat. An dieser Stelle in Wagah werden jeden Tag unter dem Jubel von Tausenden Zuschauern auf beiden Länderseiten die jeweiligen Flaggen eingeholt. Die beeindruckend choreographierte und von Soldaten ausgeführte Zeremonie wird in diesem hervorragenden dokumentarischen Kurzfilm zu einem ebenso faszinierenden Reigen wie auch zu einem Sinnbild für die Tragik der Ländertrennung, die sich auch fest in den Herzen der Beteiligten verankert hat. Vor allem der Einstieg in diese Alltagsschilderungen über eine Gruppe von aufgeweckten Kindern wurde geschickt gewählt. Viele minutiös beobachtete Details ergeben eine große Geschichte und einen einprägsamen filmischen Reiseausflug!
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Supriyo Sen
Drehbuch:Supriyo Sen
Kamera:Ranu Czosh
Schnitt:Szilvia Ruszev
Länge:13 Minuten
Verleih:KFA Hamburg
Produktion: DETAiLFILM GmbH
FSK:0
Förderer:MBB

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein indischer Junge verkauft im indisch-pakistanischen Grenzort Wagah DVDs an Touristen. Seinen Markt findet er beim täglichen Fahnenappell der Grenzsoldaten in Paradeuniformen. Beiderseits der Grenze jubeln die Menschen fast wie bei einem Sportereignis der jeweiligen einheimischen Armee zu und feuern diese mit Sprechchören an. Dabei werden schnell auch die unterschiedlichen Kulturen beider Nationen deutlich: Während auf der indischen Seite zu Bollywood-Filmschlagern auf der Hauptstrasse getanzt wird, singen die Pakistanis auf der Tribüne ruhig sitzend traditionelle Volkslieder. Die Soldaten scheinen sich jeweils so gut zu ergänzen, dass man sich schnell fragt, warum es hier eine 3.000 Kilometer lange Grenze gibt, die so undurchlässig ist, wie die innerdeutsche Grenze es einst einmal war. Sehnsüchtig verfolgen die Bewohner die Vögel, die ungehindert über die Grenzmauern fliegen können, hinter der seit Gründung des Staates Pakistan auch viele Verwandte die jeweils andere Seite gerne besuchen möchten.

Neben der Zeremonie rückt auch das private Schicksal der Kinder in das Interesse des Kurzfilms: Mit dem Geld der verkauften DVDs ernährt der Junge seine Familie und bezahlt selbst das Schulgeld. Der Vater zahlt mit seinem Einkommen die Miete und den Kredit ab. Hier wird anhand einer kleinen Geschichte große Politik glaubwürdig dargestellt und handwerklich perfekt umgesetzt. Die Betonung liegt nicht im Trennenden angesichts des großen Konfliktpotentials indisch-pakistanischer Nachbarpolitik, sondern im Verbindenden zwischen zwei großen Völkern die durch ihre lange gemeinsame Geschichte auch Bruderländer mit hohem kulturellen Anspruch sind. Die farbenfrohen Bilder, unterlegt mit jeweiligem musikalischem Kolorit, verbinden sich im besten Sinne grenzübergreifend und überstrahlen den politischen Konflikt. Perfekt ausgewählte Protagonisten, ein überzeugend entwickeltes Drehbuch mit stimmigen Interviews und flüssigem Schnitt runden ein perfektes, anspruchsvolles Filmerlebnis ab.