Jury-Begründung
Prädikat besonders wertvoll
Die Bilder überstürzen sich - gleichzeitig entsteht das eine aus dem anderen, alles hängt mit allem zusammen: Auf sehr originelle Weise machen die Animationskünstler von VIVE LA LIBERTÉ den kritischen Zeitkommentar hier gewissermaßen zur Form ihres Kurzfilms. Mal glaubt man schon die Karikatur zu erkennen – wie auch anders, bei einem Wichtigtuer mit blond gefärbtem Haar –, dann wird sie weggewischt und überzeichnet, wie einst auf einer Schultafel, aber auch wie heute in den Nachrichten, wo der jüngste Skandal den von vor zwei Minuten ablöst. Begleitet von einem mechanischen Score, der auf seine Weise die Gewissheit untermauert, dass es kein Entkommen aus dem Kreis der Gewalt gibt, evoziert der Film zeichnerisch einen düsteren Strudel von grafischen Elementen. Cybermanie, Oligarchie, kriegsspielende Generäle, Fake News, der amerikanische Präsident – es gibt so viele Anspielungen und so viele Details in den fünfeinhalb Minuten von VIVE LA LIBERTE zu entdecken und zu entschlüsseln, dass man sich am Ende wünscht, man könnte diesen Film im Loop gleich noch mal anschauen. Tatsächlich könnte die Jury sich vorstellen, dass er sehr gut auch in einer Ausstellung als Videoinstallation funktionieren würde.