Filmplakat: Violet

FBW-Pressetext

Da Dans alleinerziehende Mutter oft in der Nachtschicht bei einem Sicherheitsdienst arbeiten muss, passt die 17jährige Anna als Babysitterin auf den Jungen auf. Nach einem Streit mit der Mutter kommt es zwischen Anna und Dan zu einer Grenzüberschreitung. Das Thema, dessen sich die Filmemacherin Laura Engelhardt in ihrem 21-minütigen Kurzspielfilm stellt, ist heikel. Dazu sorgt das ganz besondere Gespür der Regisseurin und ihrer Kamerafrau Sabine Panossian dafür, dass in der Situation zwischen den beiden Jugendlichen eine stetige Anspannung herrscht, die fern von jeglichem Voyeurismus die Situation in ihrer ganzen Komplexität und Ambivalenz einfach darstellt. Ein intensiver, spannender Film, der nicht bewertet und mit klugem Gestaltungswillen einen filmischen Kosmos erschafft.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Coming-of-Age; Kurzfilm
Regie:Laura Engelhardt
Darsteller:Sabine Timoteo; Lila Redlich; Jasper Bartels; Neshe Demir; Sven Gey; Daniel Bohrer; Rosinaldo Lopes; Jesús de Molina Arias
Drehbuch:Laura Engelhardt
Kamera:Sabine Panossian
Schnitt:Laura Engelhardt
Webseite:khm.de;
Länge:21 Minuten
Verleih:Kunsthochschule für Medien Köln
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln, Laura Engelhardt;
Förderer:Kunsthochschule für Medien Köln

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

In ihrem Kurzfilm erzählt Laura Engelhardt von den ersten sexuellen Erfahrungen des 12-jährigen Dan, der an Skoliose, also einer Verkrümmung der Wirbelsäule, leidet. Da seine alleinerziehende Mutter oft in der Nachtschicht bei einem Sicherheitsdienst arbeiten muss, passt die 17jährige Anna als Babysitterin auf den Jungen auf. Nach einem Streit mit der Mutter kommt es zwischen den beiden Jugendlichen zu einer Grenzüberschreitung. Dan und Anna kommen sich in diesem Film zu nah, wobei Laura Engelhardt diesen Übergriff nicht moralisch bewertet, ihn also nicht so inszeniert, dass er eindeutig als Missbrauch gedeutet werden muss. Stattdessen betont sie die Körperlichkeit ihrer Filmfiguren, indem sie auch mit der Kamera immer „zu nah“ an den Protagonist*innen ist, also mit extremen Nahaufnahmen arbeitet. Dadurch gelingt es ihr, eine große Intensität zu erzeugen, und mit einer stilistischen Konsequenz eine Einheit zwischen Inhalt und Form zu erreichen. Die Jury lobte auch, wie souverän es der Regie gelungen ist, in der kurzen Zeit die komplizierten Beziehungen zwischen den drei Protagonist*innen darzustellen und Intimität zu inszenieren. Gelobt wurde auch, wie glaubwürdig die drei Darsteller*innen agieren, wobei besonders die Führung und Leistung des 12jährigen Jasper Barthels überzeugte. Einzelne Jury-Mitglieder kritisierten, dass durch die sehr hermetisch abgeschlossene Erzählwelt, die der Film aufbaut, kein wirklicher Zugang zu den Figuren möglich war. Trotz der großen, gerade auch durch die Kamera inszenierte Nähe, blieben die Figuren der Jury fern. Die erwähnte Intensität der Erzählung wurde als konsequenter Stilwille, aber auch als zu singuläres Stilmittel gesehen. In Abwägung aller Argumente und nach einer sehr spannenden Diskussion verleiht die FBW-Jury dem Film gern das Prädikat ‚wertvoll‘.