Unterwegs als sicherer Ort

Kurzbeschreibung

Gemeinsam mit einem Filmemacher begibt sich ein Kölner Autor auf den Weg zu Orten, die für sein Leben und das Schicksal seiner jüdischen Familie von Bedeutung waren: Shanghai, Prag, Haifa.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Spielfilm
Regie:Dietrich Schubert
Drehbuch:Dietrich Schubert; Katharina Schubert
Kamera:Uwe Schäfer
Schnitt:Ingrid Terheggen
Musik:Wolfgang Hamm
Länge:93 Minuten
Verleih:Real Fiction
Produktion: Filmproduktion Dietrich Schubert Dietrich Schubert, Schubert, Dietrich, Filmproduktion; WDR;
FSK:6

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Bereits in der harmlos erscheinenden Introduktion mit der Abfahrt zweier Männer wird der Zuschauer durch eine Konversation über den perfekten Mord und Massenmörder in einen Zustand intensiver Aufmerksamkeit und sich steigernder Spannung versetzt. Während ihrer langen Reise entwickelt sich mehr als nur die Geschichte eines Familienschicksals: Es entstehen Reflexionen über Zeit und Zeitgeschichte, Schuld und Tatkraft, über das Sich Erinnern und das Vergessen. Die hohe Präsenz und Offenheit der beiden Männer ermöglicht Sympathie und Empathie. Ihre Haltungen werden begreifbar, ohne daß Pathos oder Mitleid bemüht werden müssen.
Die in Lichtsetzung und Bewegung exzellent geführte Kamera transportiert die Sicht des Privaten. Wie ein vertrauter Freund begleitet sie die Männer, hält respektvolle Distanz und erzeugt gerade dadurch eine emotionale Nähe zum Geschehen. In den wenigen spezifischen Reisebildern verdichtet sich der unaufgelöste Zustand des Unterwegsseins.
Ohne Hektik rhythmisiert eine differenzierte Montage die Stationen der Reise. In ihren Verwebungen läßt sie besinnlich schöne retardierende Momente zu und erzeugt Spannung, nicht nur durch präzise gesetzte Informationen (Ghetto in Shanghai), sondern auch durch das Zulassen und Aushalten von Ungesagtem. Ganz dezidiert erklingt eine ungewöhnliche Filmmusik, die den Zustand des Unterwegsseins nicht verliert, tragische Momente ernst nimmt und durch die Rücknahme jeglicher Rührseligkeit um so stärker wirkt.
In seiner Verknüpfung von interessanten Informationen mit der offenen Darstellung von Gefühlen und Sehnsüchten erzeugt dieser Dokumentarfilm ein über das Alltägliche hinausgreifende Nachdenken.