... und der Sünder bereut

Filmplakat: ... und der Sünder bereut

FBW-Pressetext

Sie spaziert durch die grünen Wiesen, die rauschenden Wälder, entlang an Zäunen, Kühen, Bergpanoramen. Doch viel Zeit hat sie nicht, denn gleich kommt er heim. Und dann spazieren sie gemeinsam durch die grünen Wiesen, die rauschenden Wälder. Bis der böse Wilderer kommt. Doch auch diese Gefahr wird schnell gebannt. Schließlich muss am Ende noch geküsst, geheiratet und getanzt werden. So will es das Gesetz – zumindest das Gesetz des Heimatfilms, den die Filmemacherin Marion Kellmann in ihrem Kompilationsfilm so herrlich dekonstruiert und in seine Einzelmotive zerlegt. Über 100 Filme hat Kellmann gesichtet und aus 50 von ihnen die Essenz der Handlung und der jeweiligen Erzähl- und Inszenierungsstandards herauskristallisiert. Neben der unglaublichen Fleißarbeit, ist …UND DER SÜNDER BEREUT auch mit einem genauen Gespür für Timing montiert. Da passt jeder Schnitt, jeder Anschluss sitzt – und auch der Einsatz der Tonebene (und zeitweise auch der clevere Verzicht darauf) ist über die Maßen klug. …UND DER SÜNDER BEREUT erzählt mit Augenzwinkern über die dramaturgischen und inszenatorischen Grundlagen eines besonders in den 1950er Jahren beliebten Genres – und damit auch über die Sehnsucht eines Publikums nach durchstrukturierter Unterhaltung. Ein überaus gelungener Kurzexperimentalfilm, der in jede Filmklasse gehört!
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Marion Kellmann
Drehbuch:Marion Kellmann
Schnitt:Marion Kellmann
Musik:Justin Stewart Robinson
Länge:16 Minuten
Produktion: Marion Kellmann
Förderer:Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wie sich gegen Ende dieses Experimentalfilms herausstellt, ist mit dem Sünder der Wilderer gemeint. Bis dahin haben wir kluge Montagen von Szenen und Situationen gesehen, die für den Heimatfilm bezeichnend sind. Nur die Bilder lässt der Film sprechen, der an die Form des filmwissenschaftlichen Videoessays erinnert.

Die Dramaturgie des Films orientiert sich an der des Heimatfilms: Die Frau als Hüterin des trauten Heims, das Auftreten des Försters mit dem Gewehr am Gürtel über die Schulter gelegt, sein Metier die Jagd, die Heimkehr von der Pirsch, wo die Frau ihn sehnsüchtig küsst und schließlich die Störung dieser Idylle durch den Wilderer, der aber für seine Sünden bereuen wird. Enorm viel Material aus Filmen zwischen 1930 und 1960 wurde für dieses Werk bearbeitet und in Zusammenhänge gebracht, die deutlich machen, wie viel Kontinuität in den Stereotypen und Klischees des Heimatfilms steckt. Untermalt sind diese mal erschreckenden, mal unfreiwillig komischen Ausschnitte von einer passenden Musik, die zwar auf Dauer die Hörnerven arg strapaziert, nichtsdestoweniger aber überaus viel Sinn macht.

Vielleicht hätte der Film komplett auf Dialog aus den Filmen, die ja sehr visuell erzählt sind, verzichten können, doch ist der Moment, wenn der Sünder bereut, präzise gesetzt, und auch die Musik verstummt. So wird die eine Form des Filmtons durch einen anderen ersetzt und diese kluge Wahl zeigt abermals, wie durchdacht dieser Experimentalfilm ist, dem die Jury sehr gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL verleiht.