Jury-Begründung
Prädikat wertvoll
Wie kann man plausibel erzählen, dass eine Schnecke das Autorennen Indie 500 gewinnt? Diese unmöglich scheinende Aufgabe setzte sich ein Autorenteam von Dreamworks und so entstand diese erstaunlich berührende und unterhaltsame Geschichte von der Schnecke Turbo, deren Traum es ist, mit den besten Rennfahrern um die Wette zu rasen. Dass sie einer sprichwörtlich schleichenden Gattung angehört ficht sie dabei nicht an, und so begibt sie sich in gefährliche Nähe zu schnellen Autos. Durch einen Unfall wird sie dann in eine Schnecke mit Superkräften verwandelt, die ebenso schnell über eine Piste flitzen kann wie ein Rennwagen. Es fehlen nur noch menschliche Partner, die Turbo beim Rennen anmelden und die Schneckenfreunde, die ebenfalls alle über sich hinauswachsen, um Turbos Traum zu verwirklichen. Im ersten Teil des Films arbeitet Turbo mit seinen Artgenossen bei der Tomatenernte, die von den kleinen Tieren mit bemerkenswertem Körpereinsatz betrieben wird. Hier werden die Schnecken als eine Gruppe von guten Freunden vorgestellt, die Turbos Begeisterung tolerieren und ihn (etwa in einem ersten Wettrennen mit einem Rasenmäher) behutsam vor Schlimmem bewahren. Diese kleine Welt dicht am Boden ist liebevoll und einfallsreich animiert, und tatsächlich wirken die Schnecken lebendiger als die Menschen. Dabei wird auch der Latino Tito, der mit seinem Bruder eine Taco-Bude betreibt und zufällig auf Turbo und seine fantastische Gabe aufmerksam wird, als ein liebenswerter Außenseiter gezeichnet, der zusammen mit seinen skurrilen Nachbarn und Freunden seinen Traum vom großen Erfolg verwirklichen will. So werden hier gleich zwei Success-Storys auf verschiedenen Ebenen erzählt, und die Geschichte wird immer dann besonders gewitzt erzählt, wenn Schnecken und Menschen miteinander kommunizieren wollen. Da legen die Tiere sich dann schon einmal in Buchstabenform auf ein Glasdach, damit Turbo auch in der Menschenwelt bei seinem richtigen Namen genannt wird. Im letzten Drittel folgt der Film der Dramaturgie eines Sportfilms, und das Autorennen ist so realistisch inszeniert, wie dies in einem Animationsfilm möglich ist. Denn umso fantastischer wirkt dann die rasende Schnecke, die als ein glühender Streifen mit den Rennwagen um die Wette fährt. Als letzte Finte kriecht sie dann, ihrer Superkräfte beraubt, im normalen Schneckentempo über die Ziellinie – auch dies ist eine von den vielen schönen Ideen in diesem unterhaltsamen, in sonnigen Farben gezeichneten Film, in dem der 3D- Effekt nicht plakativ ausgestellt, sondern mit einer souveränen Selbstverständlichkeit eingesetzt wird. TURBO dürfte eher für Kinder als für ein erwachsenes Publikum reizvoll sein, und Eltern sollten sich schon darauf vorbereiten, dass ihre Sprösslinge nach dem Kinobesuch Schecken sammeln und als Haustiere halten wollen.