Tschetan, der Indianerjunge
Jurybegründung
Der Film erhielt im Ausschuss mit 7:0 Stimmen das höchste Prädikat.Er erzählt unter Einbeziehung bekannter Motive eine fiktive Westerngeschichte, die insofern den Regeln des Genres entspricht, als sie bei dramaturgisch klarem Aufbau einfach strukturiert ist und niemals zum bloßen Vehikel für die Formulierung einer Botschaft degradiert wird, die mit ihrer Bedeutung über die Geschichte selbst hinausweist. Dass mit diesem Film trotzdem etwas anderes entstanden ist als ein schöner Western, resultiert aus einer nicht genreüblichen Akzentuierung im Rahmen der Geschichte: Hier ist nicht die Reproduktion des Mythos vom Western mit seinen personalen Stereotypen und Handlungsmustern von Interesse, sondern die exakte Beschreibung des Prozesses, in dem sich die Beziehung zweier Menschen zueinander entwickelt.
In der Konzentration auf diese Beschreibung liegt die besondere Leistung des Films: Es wird mit unaufdringlicher Selbstverständlichkeit und darum überzeugend deutlich gemacht, wie sich das Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten, dem Schäfer und dem Indianerjungen, vom Gegeneinander zum Miteinander wandelt, wie kognitiv und affektuell bedingte Abneigung einerseits und ausschließlich zweckrational bestimmtes Interesse, andererseits durch Erfahrungen miteinander und mit der Umwelt nach und nach abgebaut werden und schließlich eine dauerhafte emotionale Bindung entsteht - wie die Stufen dieser Entwicklung ineinander greifen und personale und soziale Faktoren sich gegenseitig determinieren. Diese Leistung des Films ist das Ergebnis eines intensiven epischen Erzählstils. Seine Merkmale sind: Präzision der Beobachtung, kalkulierte Ausgewogenheit der Einstellungsfolge, ein konsequent durchgehaltenes ruhiges Montageprinzip, gute Darstellerführung und ein das Geschehen geschickt akzentuierender Einsatz von Musik.
So ist ein Film entstanden, der auf Grund seiner hervorragenden ästhetischen Qualität Erwachsenen und Jugendlichen gleichermaßen Freude machen kann. Der Ausschuss hat ihm deshalb einstimmig sowohl in der Kategorie "Spielfilm" als auch in der Kategorie "Jugendfilm" das höchte Prädikat zuerkannt.
Filminfos
Gattung: | Jugendfilm; Spielfilm |
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Regie: | Hark Bohm |
Darsteller: | Marquard Bohm; Dschingis Bowakow; Willi Schultes; Erich Dolz |
Drehbuch: | Hark Bohm |
Länge: | 90 Minuten |
Kinostart: | 04.03.1976 |
Verleih: | Filmverlag der Autoren |
Produktion: | , PIFDA 1 - Produktion 1 im Filmverlag der Autoren; |
FSK: | 6 |
Jury-Begründung
Der Film erhielt im Ausschuss mit 7:0 Stimmen das höchste Prädikat.Er erzählt unter Einbeziehung bekannter Motive eine fiktive Westerngeschichte, die insofern den Regeln des Genres entspricht, als sie bei dramaturgisch klarem Aufbau einfach strukturiert ist und niemals zum bloßen Vehikel für die Formulierung einer Botschaft degradiert wird, die mit ihrer Bedeutung über die Geschichte selbst hinausweist. Dass mit diesem Film trotzdem etwas anderes entstanden ist als ein schöner Western, resultiert aus einer nicht genreüblichen Akzentuierung im Rahmen der Geschichte: Hier ist nicht die Reproduktion des Mythos vom Western mit seinen personalen Stereotypen und Handlungsmustern von Interesse, sondern die exakte Beschreibung des Prozesses, in dem sich die Beziehung zweier Menschen zueinander entwickelt.
In der Konzentration auf diese Beschreibung liegt die besondere Leistung des Films: Es wird mit unaufdringlicher Selbstverständlichkeit und darum überzeugend deutlich gemacht, wie sich das Verhältnis zwischen den beiden Protagonisten, dem Schäfer und dem Indianerjungen, vom Gegeneinander zum Miteinander wandelt, wie kognitiv und affektuell bedingte Abneigung einerseits und ausschließlich zweckrational bestimmtes Interesse, andererseits durch Erfahrungen miteinander und mit der Umwelt nach und nach abgebaut werden und schließlich eine dauerhafte emotionale Bindung entsteht - wie die Stufen dieser Entwicklung ineinander greifen und personale und soziale Faktoren sich gegenseitig determinieren. Diese Leistung des Films ist das Ergebnis eines intensiven epischen Erzählstils. Seine Merkmale sind: Präzision der Beobachtung, kalkulierte Ausgewogenheit der Einstellungsfolge, ein konsequent durchgehaltenes ruhiges Montageprinzip, gute Darstellerführung und ein das Geschehen geschickt akzentuierender Einsatz von Musik.
So ist ein Film entstanden, der auf Grund seiner hervorragenden ästhetischen Qualität Erwachsenen und Jugendlichen gleichermaßen Freude machen kann. Der Ausschuss hat ihm deshalb einstimmig sowohl in der Kategorie "Spielfilm" als auch in der Kategorie "Jugendfilm" das höchte Prädikat zuerkannt.