Sie wacht auf und weiß nicht, wo sie sich befindet. Um sie herum ist alles so fremd. Warum trägt sie ein rotes Negligee und warum ist ihr Lippenstift verschmiert? Wie kommt sie überhaupt hierher? Und warum kann sie die Tür nach draußen nicht öffnen? Als ein Mann auf sie zukommt, der behauptet, sie zu kennen, weiß sie keinen anderen Ausweg als zu fliehen. Doch wohin? Mit seinem Kurzspielfilm TREU stellt der Filmemacher Hansjörg Thurn unter Beweis, dass er die Regeln des filmischen Erzählens im Bereich Thriller und Drama sehr wohl kennt und beherrscht. Da ist die verkantete, sehr nah bei den Figuren bleibende Kamera, die uns schon auf der visuellen Ebene signalisiert, dass hier etwas nicht stimmt. Da ist die unheilvolle Musik, die die Bedrohung auf die auditive Ebene überträgt. Oder die geheimnisvolle und nicht zu durchschauende Mimik der Protagonisten – Annika Kuhl und und Anthony Arndt spielen ihre Rollen überzeugend - und die Wendung des Plots hin zu einer überraschenden und auch berührenden Auflösung. All das zusammen macht TREU zu einem stimmigen und stimmungsvollen Film, dem eine sehr empathische Auseinandersetzung mit dem Thema Altersdemenz gelingt.