Tradition

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Eine ausgelassene Familienfeier um einen kleinen Jungen wird gegengeschnitten mit den privaten Momenten aus dem Alltag eines jungen Paares. Später treffen der Junge und die junge Frau, offensichtlich Bruder und Schwester, an einer Bushaltestelle aufeinander und erst da wird klar, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Familienbesuch, sondern um eine tödliche Mission handelt.
Mit den Stilmitteln des Werbefilms wird die Geschichte eines Ehrenmordes erzählt, ohne weiterführende Erklärungen zum Warum oder zu den traditionell-familiären Hintergründen zu liefern. Genau diesem Punkt erhitzte sich die Diskussion in der FBW-Jury. Ist der Film in seiner grob verallgemeinernden Ausgangssituation diffamierend oder ist es legitim, eine indiskutable Handlung wie einen Ehrenmord derart stilisiert und in schicker Werbeästhetik darzustellen?
Viele offene Fragen hinterließen auch die Gesten und Gespräche, die im Rahmen der Feier im Film geführt werden: Wer wusste, dass es sich um einen Mordauftrag handelt, wer war dafür, wer tolerierte die Tat oder war einfach nicht mutig genug, sich dagegen zu stellen?
Jenseits dieser Frage aber überzeugte... die sichere Montage der Ton- und Bildebene und die sehr geschickte Zusammenführung beider Welten, die in der Realität unversöhnlich nebeneinander stehen. Eine vielschichtigere Darstellung des sozialen und kulturellen Hintergrundes der Familie hätten Teile des FBW-Ausschusses für wünschenswert gehalten, um grob verallgemeinernde, populistische Stimmungsmache bei der Filmrezeption zu vermeiden.