Toni Goldwascher
FBW-Pressetext
So langsam und behutsam wird im Kino heutzutage eigentlich nicht mehr erzählt. Dieser mit geringsten Mitteln entstandene Kinderfilm traut sich, traut sich auch in die bayerische Provinz der frühen 50er Jahre, findet ausdrucksstarke Gesichter und Darsteller und eine interessante Außenseiter-Geschichte: Tom Sawyer am Inn. Wieder einmal ein Film aus Bayern, der Kraft und Wirkung aus einer Bodenständigkeit schöpft, der wunderbar altmodisch, handfest und dazu mit wunderschönen Bildern erzählt.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Kinder-/Jugendfilm |
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Regie: | Norbert Lechner |
Darsteller: | Lorenz Strasser; Florian Schlegl; Leopold Hornung; Maria Brendel |
Drehbuch: | Rudol Herfurtner |
Weblinks: | ; |
Länge: | 88 Minuten |
Kinostart: | 06.09.2007 |
Verleih: | Kevin Lee Film |
Produktion: | KEVIN LEE Film GmbH, Kevin Lee Film; |
FSK: | 6 |
Förderer: | BKM; FFF Bayern; KJDF |
Jury-Begründung
Dieser Film ist ein Anachronismus: So langsam und behutsam kann man heute eigentlich im Kino gar nicht mehr erzählen – aber genau dieses liebevoll Behäbige macht den Charme von „Toni Goldwascher“ aus. Für die Kinder von heute ist eine Geschichte aus den bayrischen Wäldern der Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso exotisch wie eine Saga aus Mittelerde oder Fantasien, und weil hier archaische Themen wie Freundschaft, Liebe, Verlust und Außenseitertum in einer elementaren Geschichte behandelt werden, dürfte der Film ein junges Publikum durchaus gefangen nehmen.Der zwölfjährige Toni ist ein rebellischer Held, mit dem sich Kinder schnell identifizieren können. Tom Sawyer steht hier nicht nur wegen der Floßfahrt Pate. Mit der Mutter, dem treuen Freund, dem stummen Mädchen, das in Toni verliebt ist, dem Kaplan, der den abwesenden Vater ersetzt, und dem Großbauernsohn als starkem Gegner gibt es einen übersichtlicher Figurenkreis, dessen Handlungen und Motive immer eindeutig sind, wodurch die Geschichte auf eine sehr einfache Art und Weise effektiv erzählt wird.
Und obwohl die Filmfiguren eher Typen als Persönlichkeiten sind, gelingt es dem Regisseur Norbert Lechner durch eine geschickte Schauspielerführung, sie erstaunlich lebendig und glaubwürdig wirken zu lassen. Besonders die jungen Darsteller agieren immer natürlich und sympathisch, und selbst dem unsympathischen Großbauernsohn Hans gönnt die Geschichte ja eine Läuterung.
Beeindruckend sind auch die Kameraarbeit mit den schönen Aufnahmen von Wald, Fluss und Wiese sowie die Ausstattung. Da fehlt kein Maggi-Schild und kein Hosenknopf aus der Zeit. Besonders auch die Gesichter des Films sind beeindruckend. Norbert Lechner ist es gelungen, einen Kinderfilm zu machen, der in allem so wirkt, als wäre er aus den frühen 50er Jahren. Wieder einmal ein Film aus Bayern, der aus seiner Regionalität seine Kraft und Wirkung schöpft.