Tilli Klapperzahn
FBW-Pressetext
Tilli darf allein zuhause bleiben. Nur solange Mama einkaufen geht. Das ist schon eine große Sache, denkt sich Tilli. Und sie hofft, dass sie alles richtig machen wird. Doch was ist das? Sind das zwei Augen, die sie da aus der Spüle anschauen? Was für ein freches Wesen versteckt sich denn da? Tilli lässt nicht locker und schafft es schließlich, das kleine Wesen aus der Spüle zu locken. Und damit beginnt ein Abenteuer, das das kleine Mädchen so schnell bestimmt nicht vergessen wird. Eine starke kleine Heldin mit einer Hörhilfe als körperlichem Handicap, die sich mutig einem Abenteuer stellt, eine Erzählung ganz auf Augenhöhe der siebenjährigen Protagonistin und jede Menge kreative Inszenierungsideen machen das gemeinsame Abenteuer von Tilli und dem Wischmopp-Monsterchen zu einem großen Spaß nicht nur für die jüngsten Zuschauenden. Dazu werden die Alltagserlebnisse der Zielgruppe – alleine zuhause bleiben, das erste Mal Verantwortung übernehmen, imaginäre Freunde, die einem die Langeweile vertreiben – gut und spielerisch von Bärbel und Elisa Klement (Buch und Regie) aufgegriffen und nie schulmeisterlich oder etwa belehrend vermittelt. TILLI KLAPPERZAHN ist ein absolutes Kurzfilmvergnügen mit einer entwaffnend natürlich agierenden Heldin, die den Spaß direkt aufs Publikum überträgt.Filminfos
Gattung: | Spielfilm; Kinderfilm; Kurzfilm |
---|---|
Regie: | Elisa Klement |
Darsteller: | Ella Frida Kruse; Ronja Klatt |
Drehbuch: | Bärbel Klement; Elisa Klement |
Kamera: | Marian Nitschke |
Schnitt: | Elisa Klement |
Musik: | Carsten Schmelzer; Till Sahm |
Webseite: | klementinen-film.de; |
Länge: | 11 Minuten |
Produktion: | Klementinen Film Elisa Klement, Spatzenfilm; |
Jury-Begründung
TILLY KLAPPERZAHN von Elisa Klement ist ein teilanimierter Kurzfilm für sehr junges Publikum. Die kleine Tilli bleibt alleine zu Hause. Ihre Mutter vertraut ihr erstmals die Wohnung an, nicht jedoch ohne sie zu Ruhe zu ermahnen. Kaum alleine, tobt Tilly durch die Wohnung, macht, was sie sonst nicht darf, bis sie ein Glas Bohnen herunterwirft. Unvermittelt hört sie merkwürdige Geräusche aus dem Nebenzimmer. Ein kleines animiertes Wesen scheint im Abfluss zu wohnen. Mit einem Pömpel holt sie das graue, pelzige Wesen aus dem Versteck. Sie kommuniziert mit dem merkwürdig quiekenden Wesen, nennt es Schlumpsi und beide freunden sich an. Von nun an toben sie gemeinsam durch die Wohnung. Als es klingelt, rüsten beide zur Verteidigung der Wohnung auf. Doch es ist nur die Mutter. Als sie die Wohnung betritt, ist das Chaos wie von Geisterhand beseitigt und Mutter und Tochter spielen gemeinsam ausgelassen in der Küche.Der kindliche Blick, aus dem der Film erzählt wird, ist gut getroffen und wird unterschiedlichen Generationen Vergnügen bereiten. Die visuelle Gestaltung der Heldin mit leuchtend roten Haaren und bunter Kleidung knüpft an prominente Vorbilder an, vor allem natürlich Pippi Langstrumpf. Und doch hat der Film ein wichtiges Detail, das ihn aus den stereotypen hervorhebt: Tilli hat eine Hörhilfe. Diese könnte auch der Grund für ihre ungewöhnliche Geräuschwahrnehmung sein. Auf diese Weise etabliert der Film eine Mehrfachcodierung: Er kann ebenso als spielerische Auseinandersetzung mit einer Behinderung des Kindes verstanden werden wie auch als reiner Spaß.
Die Jury war von der Retroästhetik in der Darstellung des Handlungsraumes ebenso überzeugt wie von den postmodernen Verweisen auf andere Filme und Vorbilder (Kevin allein zu Haus, Pumuckl, Pippi), dem minimalistischen Design des Abflusskobolds und der latenten Problematisierung der Hörbehinderung, die nie als Problem begriffen wird. So kann der Film zum Empowerment für sein kindliches Publikum werden. Die Jury verleiht dem Film sehr gerne das höchste Prädikat BESONDERS WERTVOLL.