Tiger
FBW-Pressetext
Alles ist für den Stunt vorbereitet. Doch der Tiger traut sich nicht, ihn vorzuführen. Immerhin muss er aus großer Höhe durch mehrere Reifen springen. Einige davon brennen sogar. Das geht auf keinen Fall! Doch dann kommt dem Tiger eine clevere Idee. Vielleicht kann er ja dem Publikum doch noch etwas Cooles vorführen. Der Animationsfilm TIGER der Filmemacherin Julia Ocker ist Teil der Kurzfilmreihe „Animanimals“, in der für Kinder und deren Alltagswelt wichtige Themen zielgruppengerecht vermittelt werden Die Animationen, mit denen Ocker ihre Geschichte bebildert, sind farbenfroh und in einem kindgerechten Tempo inszeniert. Dazu ist die Dramaturgie nicht überkomplex und auch die einzelnen Pointen, vor allem das Agieren des sehr selbständigen Scheinwerfers, sitzen genau an der richtigen Stelle. Dieser in jeder Hinsicht kunterbunte und amüsante Film eignet sich sehr gut, um schon den kleinsten Zuschauenden etwas über Lampenfieber, das Bewältigen von Angst und Mut zu erzählen.Filminfos
Gattung: | Animationsfilm; Kinderfilm; Kurzfilm |
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Regie: | Julia Ocker |
Drehbuch: | Julia Ocker |
Kamera: | (Animation) Julia Ocker; Kiana Naghshineh; Moritz Schneider |
Schnitt: | julia |
Musik: | Claudia Kaiser, Martin Lickleder |
Länge: | 3 Minuten |
Verleih: | Studio Film Bilder |
Produktion: | Studio Film Bilder GmbH |
Förderer: | MFG Baden-Württemberg |
Jury-Begründung
So wild TIGER auch sind, die gleichnamige Animation folgt einem eher introvertierten Exemplar, das in einem Zirkus über seinen Schatten springen soll. Der TIGER unter der Zirkuskuppel ist nicht ratlos, er hat schlichtweg Angst. Er fürchtet sich vor dem Parcours, den er bewältigen soll. Alles Flüchten hilft nicht, immer wieder fängt ihn der Lichtkegel der Scheinwerfer ein und bringt ihn zurück in die Manege. Julia Ocker drängt die kleine Raubkatze in Situationen, die sie nicht mag. Letztlich wird der Tiger es aber selbst sein, der sich und seine Ängste mit einem Trick überlistet und zum gefeierten Star der Manege avanciert.TIGER wendet sich an die jüngsten Zuschauer. Die bunte Animation ist mitreißend und schön anzuschauen. Mit seinem lila Umhang und Augenmaske hat der TIGER etwas von Zorro, bloß dessen Mut, den hat er nicht. So einfach Ockers TIGER gezeichnete ist, er bewegt sich liebevoll geschmeidig. Die Idee, allein den Lichtkegel der Scheinwerfer zu nutzen, um ihn zurück in die Mitte der Manege zu expedieren, ist ausgefallen und klug. Das, so die Jury, lässt nicht an Zwänge denken und dürfte auch den jüngsten Zuschauern keine Angst bereiten.
Gefallen hat der Jury auch, dass Ocker darauf verzichtet, den TIGER in irgendeiner Weise sprechen zu lassen. Stattdessen hat sie auf lautsprachliche Geräusche gesetzt, die den Szenen eine gewisse Komik geben, die auch vierjährige Kinder durchaus verstehen und goutieren können.
Die Kritik der Jury bezieht sich auf die implizite Botschaft, dass es sich lohne, den äußeren Zwängen Folge zu leisten und gegen die eigenen Gefühle zu handeln. Immerhin hat der Tiger wirklich große Angst, denn er soll nicht nur von einem hohen Gerüst springen, sondern dann auch noch aus einer Kanone abgeschossen werden. Auch wenn Ocker Slapstickmotiven folgt, sind das für die Jury keine Kleinigkeiten.
Als der TIGER versucht, sich den Aufgaben mit clownesken Manövern zu entziehen, wird er vom Publikum mit Applaus gefeiert. Das, so die Jury, hätte den Plot zu einem wesentlich selbstbewussteren Filmmotiv ergeben können. Anstelle einem jungen Publikum mit auf den Weg zu geben, sich Zwängen zu fügen, hätte der Film den Begriff Mut neu definieren können. Anstatt die Ängste und Sorgen des Tigers zu überspielen, hätte Ocker zeigen können, wie sehr es sich lohnt, entgegen aller Erwartungen auf die eigenen Gefühle zu hören und mit den eigenen Fähigkeiten das Beste aus einer Situation zu machen. Nach einer ausführlichen Diskussion hat sich die Jury in Abwägung aller Argumente darauf geeinigt, Julia Ockers TIGER mit dem Prädikat WERTVOLL auszuzeichnen.