Theorie und Praxis

Filmplakat: Theorie und Praxis

FBW-Pressetext

Die Sessel verfolgen einen Plan. Es gilt, die arbeitsame und stressgeplagte Bewohnerin so zu entspannen, dass sie am liebsten nie wieder aufstehen will. Aber die viele Arbeit! Die Unterlagen, die es zu studieren gilt, die Hausarbeit, die zu machen ist, die Gedanken, die sie umtreiben. Nein, denken sich die Sessel, nicht mit uns! Denn wenn die Entspannung nicht von alleine kommt, dann muss sie eben zu ihrem Glück gezwungen werden. Auch wenn das bedeutet, bis zum Äußersten zu gehen. Oder vielmehr bis zum Innersten des Sofakissens. Der Kurzanimationsfilm der an der dffb studierenden Filmemacherin Leonie Minor verpackt geschickt und gewitzt die Ausgangsidee eines „lebenden“ Inventars in skurril-originelle Bildideen und erzählt so eine kurzweilige Geschichte, mit der sich so manch prokrastinierender Mensch bestimmt gut identifizieren kann. In nur sieben Minuten entsteht so ein unterhaltsamer und gut getimter Kurzanimationsfilm, dessen Spaß an seinen gestalterischen Mitteln sich mit jeder Sekunde mehr auf die Zuschauenden überträgt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Leonie Minor
Darsteller:Leonie Minor; Arthur Minor
Drehbuch:Leonie Minor
Kamera:Faraz Fesharaki
Schnitt:Andreas Wodraschke
Webseite:dffb.de;
Länge:7 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wer kennt das nicht? Eigentlich sollte man dringend aufstehen und etwas tun, doch dann ist es gerade so gemütlich, dass man einfach sitzen- oder liegenbleiben möchte. Im Falle der namenlosen Protagonistin in Leonie Minor phantasievollem Kurzfilm THEORIE UND PRAXIS sind es zwei Sessel, die die junge Frau förmlich dazu nötigen, sich auf ihnen niederzulassen. Eigentlich müsste sie ja etwas lernen, doch die Sessel haben offensichtlich etwas dagegen und so entwickelt die Szenerie in einem Zimmer ein Eigenleben, bei dem weder an Ruhe noch an Pauken zu denken ist - zumal ein Kind und ein Nashorn das ihre dazu beitragen und sich plötzlich in einem Ausschnitt unter einem Sessel eine wunderschöne Strandszenerie auftut.

Obwohl der Film ganz ohne (zumindest verständliche) Dialoge auskommt, ist THEORIE UND PRAXIS doch zu keinem Moment langweilig - und das liegt vor allem daran, dass hier ständig etwas Neues und Unerwartetes geschieht. Umgesetzt mit einfachsten Mitteln entführt der Film in eine Welt zwischen Wachsein und Schlaf, in Tagträume und Alltagsfetzen, in denen sich verschiedene Bewusstseinszustände überlagern und einander bedingen, in ein Zwischenreich, in dem Plastiknashörner plötzlich laufen können und Sessel zu gefräßigen Monstern werden, die sich ein Opfer suchen und dieses mit Haut und Haaren und einem Übermaß an Gemütlichkeit und Abenteuerlust auf eine Reise schicken.

Die Jury der FBW zeigte sich begeistert von der Spielfreude und der ausgelassenen Phantasie der Filmemacherin, die einmal mehr zeigt, dass es manchmal gar nicht viel bedarf, um einen vergnüglichen Kurzfilm auf die Leinwand zu zaubern.