The Way You Look Tonight

Filmplakat: The Way You Look Tonight

FBW-Pressetext

Ein Mann, eine Frau, ein Frühstückstisch. Der Mann schmeißt fast die liebevoll drapierte Blumenvase um, sie leckt sich schmatzend die marmeladenbeschmierten Finger ab. Auf beides scheint der jeweils andere – auch körperlich - nicht gerade positiv zu reagieren. Eitrige Blasen auf beider Körper schwellen immer stärker an, vermehren sich, pulsieren, stehen kurz vorm Platzen. Bis eine einzige kleine Aktion das Fass zum Überlaufen bringt. Und sich der ganze aufgestaute Hass und Frust bahnbricht. Am Ende sitzen ein Mann und eine Frau am Boden. Und schauen sich an. Frustration und aufgestauter Ärger in einer Beziehung: Diese erzählerische Prämisse nutzt der Filmemacher Christoph Horch, um daraus ein animiertes Beziehungsdrama zu gestalten, welches dank der immer dynamischeren Montage, immer schneller schraffierten Bleistiftstrichen und den immer stärker eingesetzten Signalfarben rot und grün auch schon mal in Richtung Body Horror abdriftet. Auf der Tonebene dominiert die großartig auf die Spitze getriebene Atmo, das heftige Atmen von ihm und ihr, das unbehagliche Grummeln, der fast schon dahingefauchte Hass. Mit THE WAY YOU LOOK TONIGHT zeigt Horch eindrucksvoll, wie man Stimmung in jeder filmischen Szenerie nicht nur erzeugen, sondern auch kunstvoll erzählen kann. Sogar am Frühstückstisch!
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm; Horror
Regie:Christoph Horch
Drehbuch:Christoph Horch
Länge:6 Minuten
Produktion: Studio Film Bilder GmbH
Förderer:FFA; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

In der Diskussion zu dem Kurz-Horrorfilm THE WAY YOU LOOK TONIGHT wurde von der FBW-Jury besonders hervorgehoben, wie filmisch raffiniert Filmemacher Christoph Horch vorgegangen ist.
In sechs Minuten öffnet sich Schritt für Schritt das Bild von einem Schnitt und Gegenschnitt im Close-up eines Paares bis hin zum Öffnen in die gesamte Raumsituation.
Positiv fiel der Jury auch auf, dass kein Strich des Animationsfilms überflüssig ist, sondern der Film auch durch seine Strenge und Ökonomie überzeugt. Stilistisch erinnern Machart und Look von THE WAY YOU LOOK TONIGHT an Zeitungs-Cartoon der 50er und 60er-Jahre – wie ‚Nick Knatterton‘ oder das ‚HB-Männchen‘ mit einer klaren Mann-Frau-Konturiertheit, die hier aber in völliger moderner Augenhöhe des Paares aufgelöst ist. Auch der deutliche, aber in seiner Einfachheit als Rot-Grün-Schema klare Einsatz von Farbe wirkte schlüssig und auch grafisch gelungen.
Interessant erschien der Jury bei diesem Horrorfilm auch die Frage, was sich in der (Gewalt-)Fantasie und was sich in der Realität des Paares am Tisch abspielt. Spannenderweise ließ sich dies nicht vollständig auflösen. Dies galt auch für die Frage, ob das Paar sich bei einem ersten Date oder als langjährige Beziehung gegenübersitzt. Gerade dieses Weglassen eines weiteren Rahmens, macht THE WAY YOU LOOK TONIGHT zu einem spannenden, zeitlosen Beziehungsfilm.
Originell erschien der Jury auch die Idee, den gewaltsamen Konflikt bei „normalen“ Essensgeräuschen anzusetzen, die aber das jeweilige Gegenüber aggressiv triggern. Essen, Ekel Paarbeziehung, Gereiztheit, Hass-Liebe waren ein in nur sechs Minuten gut abgehandeltes Themenfeld. Und das ohne den Einsatz von Sprache oder Worten – nur aus sich selbst heraus. Schön war auch, dass am Ende der zwischenmenschlichen Schlacht inklusive ‚Zerfleischung‘ als Botschaft Versöhnung steht und damit das Destruktive überwunden wird.
Gerne zeichnet die FBW-Jury den Film mit dem höchsten Prädikat ‚besonders wertvoll‘ aus.