Filminfos
Gattung: | Drama |
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Regie: | Terrence Malick |
Darsteller: | Christian Bale; Colin Farrell; Q'Orianka Kilcher |
Drehbuch: | Terrence Malick |
Weblinks: | ; |
Länge: | 135 Minuten |
Kinostart: | 02.03.2006 |
VÖ-Datum: | 07.07.2006 |
Verleih: | Warner |
Produktion: | New Line Cinema, Temple Hill Production |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Im Jahr 1607 finden sie Land, finden sie Amerika. Drei Segelschiffe der Virginia Company fahren mit 103 Siedlern nach 5000 Seemeilen von England über den Atlantik kommend in die Mündung eines dann James River getauften Flusses in Virginia ein. Zwei Welten begegnen sich, die Kolonisierung der „Neuen Welt“ beginnt.Regisseur Terrence Malick hat für sein lange verfolgtes Projekt von der Besiedlung Amerikas einen interessanten Ansatz gefunden. In der Häuptlingstochter Pocahontas und dem undisziplinierten Captain John Smith begegnen sich zwei Grenzgänger ihrer jeweiligen Kultur. Malick bleibt so den Themen seiner früheren Filme „Badlands“, „In der Glut des Südens“ und „The Thin Red Line“ treu, die sich allesamt mit der Entfremdung auf fremden Terrain beschäftigen. Sie sind bildgewaltige Epen, die aufzublättern filmischen Genuß bereitet, die aber auch die Anstrengung und Geduld des Betrachters erfordern, sich auf komplexe, gut recherchierte Geschichten einzulassen, die allzu bekannt in den Geschichtsbüchern lesbar scheinen, hier aber um die Perspektive der Unterlegenen bereichert werden.
Terrence Malick wirft die Frage auf, ob ein wirtschaftlicher Gewinn oder ein Machtzuwachs wirklich einen Fortschritt für die Menschen bedeuten. In „The New World“ stellt er dabei die Neue Welt der Alten gegenüber und er zeichnet bildhaft nach, wie diese Begegnung beide Welten verändert und etwas Neues schafft: eine wahrhaft neue Welt, in der die alten menschlichen Werte immer weniger gelten. Malick zeigt das Paradies, zeigt ein Gelobtes Land - und er zeigt den Sündenfall. Er zeigt, wie die Gier nach Besitz die Welt verformt: „Während sie hungern, graben sie nach Gold“, heißt es an einer Stelle über die Siedler. Und bald schon ist es zu spät, „das falsche Leben gegen ein wahres zu tauschen“.
Dem Film ist sehr zu Gute zu halten, dass keine politische Botschaft zeigefingerhaft über dem Betrachter schwebt. „The New World“ ist ein ruhig-besonnener Anti-Kolonialfilm mit betörend schönen und gewaltigen, teilweise wie gemalt wirkenden Bildern. Die Kamera vermag tatsächlich immer wieder jenen Blick zu evozieren, der auf das Fremde, Neue, Unbekannte fällt. Scheu und schüchtern ist sie, vorsichtig schweifend, behutsam und umsichtig wie die ersten Schritte auf fremdem Grund. Eine große wortlose Scheu und Zärtlichkeit ist auch zwischen den beiden Hauptpersonen. Colin Farrell und die sensationelle Debütantin Q’Orianka Kilcher sind großartige Darsteller. Auch Christian Bale, Christopher Plummer und all die anderen erweisen sich als erste Wahl für das Schauspielerensemble.
Die Off-Stimmen geben dem oft wortlosen Film eine zusätzliche Ebene. Die Sequenz in England mit all den künstlich-kultivierten Bauten und Gartenanlagen schnürt den vorher frei durch die Wildnis schweifenden Blick geradezu in ein Blick-Korsett. Immer wieder „zähmen“ zuvor schon Fenster, Rahmen, Türen das amerikanische Panorama. Auf vielerlei Art und immerzu bildhaft setzt Malick die alte gegen die neue Welt, zeigt ihre Domestizierung. Die ersten Schritte in Schuhen, der Blick des wilden Kriegers bei der Ankunft in England, die Versammlung der Indianer und die englische Königsaudienz, auf vielfältige Weise dekliniert der Film sein Thema, überrascht seine Betrachter.
Für eine längere Diskussion im Bewertungsausschuss sorgte die eingesetzte klassische Musik. Hier schieden sich die Geister.